Inflation hin, Personalprobleme her: Die heimische Gastroszene „erntet“ im druckfrischen „Gault & Millau 2024“ einen exzellenten Hauben-Jahrgang. Kärnten zählt jetzt 58 Lokale mit ein bis vier Hauben, Osttirol zwölf. Das sind gleich zwölf neue mit der begehrten Auszeichnung, im Vergleich mit 2023 gingen nur vier Betriebe ihrer Hauben verlustig.

Beginnen wir aber ganz oben: Kärntens Feinschmeckerszene wird nun von einer Doppelspitze regiert. Denn: Mit 18,5 von 20 möglichen Punkten klopft neben Hubert Wallner aus Dellach nun auch der Weißenseer Hannes Müller mit seiner „Forelle“ an der fünften Haube an. Zitat aus dem neuen Guide zu seiner Steigerung um einen halben Punkt: „Müllers Küche ist noch präziser, akzentuierter, eigenständiger geworden.“

Stefan Lastin kocht jetzt in der Gamskogelhütte am Katschberg
Stefan Lastin kocht jetzt in der Gamskogelhütte am Katschberg © Grömedia

Auch in der 3-Hauben-Liga hat sich einiges getan. Stefan Lastin, vom Frierss Feines Haus in Villach in die Katschberger Gamskogelhütte übersiedelter Spitzenkoch, steigt auf 1850 Meter Seehöhe dreihaubig mit 15,5 Punkten ein. Zitat: „Bodenständige Almprodukte in virtuoser Umsetzung.“ „Große Oper in Geschmack und Komposition“, attestieren die Tester auch dem Aurea im Zentrum von Villach – das kleine Restaurant ist der zweite 3-Hauben-Newcomer Kärntens, der Neusacherhof am Weißensee und der „Pfleger“ in Anras (Osttirol) haben sich von zwei auf drei Hauben gesteigert.

Martin Nuart und Philipp Medved vom „Bär & Schaf“
Martin Nuart und Philipp Medved vom „Bär & Schaf“ © Hofmann

Den hohen Einstieg mit zwei Hauben schafften diesmal drei Lokale: „Bär & Schaf“ in Völkermarkt bekam für „herrlich frische, moderne, entspannt angerichtete Gerichte“ 14,5 Punkte, ebenso viele erkochte Patrick Pass, Nachfolger von Stefan Lastin im Frierss Feines Haus in Villach, sowie David Senfter im „Vincena“ im osttirolerischen Lavant.

Von einer Haube auf zwei steigerten sich vier Lokale: Die „Kochwerkstatt“ und das „Oscar“ in Klagenfurt, das „Kunsthandwerk“ in Liebenfels sowie der Seefischer in Döbriach am Millstätter See.

Zahlreiche Neueinsteiger

Am meisten hat sich aber in der 1-Haube-Liga getan, so viele Neueinsteiger gab es schon lange nicht mehr. Für engagierte Küche haben sich neu „behaubtet“: „Geschmackssache“ in Velden-Augsdorf, Soleo in Krumpendorf, Enotega in Villach, „mo.wi“ in Seeboden, Okto Dining in Klagenfurt, Sandwirt Maria Saal, Bistro Südsee in Dellach, Gellius in Bad Kleinkirchheim und der Karnerhof am Faaker See.

Absteiger sind im neuen Guide kein großes Thema. Einen ganzen Punkt – aber nicht ihre Haube – verloren der Monte Dinner Club in Matrei, das „151“ in Klagenfurt und das Gasthaus Messnerei Sternberg. Nicht mehr bewertet wurde das Almdorf Seinerzeit am Falkert. Das Kulinarium in St. Georgen am Längsee ist dieser Tage ins Landhaus Papitsch in Klagenfurt übersiedelt, das „Federleicht“ in Völkermarkt hat zugesperrt, ebenso das Caramé in Velden. Dessen 4-Hauben-Küche lässt sich jetzt allerdings im Lilienberg in Tainach erleben, da dieses das gesamte Kochteam um Thomas Guggenberger übernommen hat – allerdings zu spät für eine Bewertung im Guide 2024.

Barbara und Zlatko Konec vom Sandwirt in Maria Saal 
Barbara und Zlatko Konec vom Sandwirt in Maria Saal  © Grömedia

In diesem wird der wohl bekanntest-berühmteste Kärntner Koch einmal mehr gefeiert. Wolfgang Puck, mit international 100 Restaurants mit mehr als 5000 Mitarbeitern, ist für den „Gault & Millau“ „Ambassador des Jahres 2024“ – also so etwas wie der kulinarische Botschafter. Und in Osttirol darf sich Josef Mühlmann vom vierhaubigen Gannerhof über den Titel „Österreichs Gastronom des Jahres“ freuen.

Österreichweit listet die 45. Ausgabe des heimischen „Gault & Millau“ 876 Genussadressen mit insgesamt 1610 Hauben. Ganz an der Spitze sind mit dem „Döllerer“ in Golling und „Juan Amador“ in Wien zwei neue 5-Hauben-Restaurants dazugekommen. Als Koch des Jahres 2024 darf sich Alain Weissgerber vom „Taubenkobel“ in Schützen im Burgenland feiern lassen.

© Gault & Millau, Grafik: Kleine Zeitung