Es war eine eigens einberufene Pressekonferenz von FPÖ-Chef Erwin Angerer und Generalsekretär Josef Ofner. Zum wiederholten Mal werden aus FPÖ-Sicht Versäumnisse von Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) aufgezeigt, einige blaue Lösungsansätze genannt. Danach macht er dann das zum Thema, wofür er seit der Vorwoche „einige Prügel einstecken musste“ und mit „ungerechtfertigten Unterstellungen“ konfrontiert war: Bei der Heimattour mit Bundesparteichef Herbert Kickl am Freitag hatte Angerer in Kappel Missstände im Gesundheits- und Pflegewesen angeprangert und gesagt: „Dafür werden wir sie im Landtag herprügeln.“ Gemeint ist Prettner.
„Nicht mit Gewalt gedroht“
Wer im Glauben war, Angerer werde sich bei der Pressekonferenz für seine Wortwahl entschuldigen, um damit das Thema aus der Öffentlichkeit zu nehmen, der irrte. Angerer betonte einmal mehr: „Ich lasse mir nicht vorwerfen, dass ich mit Gewalt gedroht hätte. Es geht um die politische Auseinandersetzung im Landtag und dass wir Prettner zum Handeln auffordern. Das habe ich damit gemeint.“ Dann verwendet er ganz bewusst wieder das Prügel-Wort: Prügel stecke er gerne ein, wenn im Gesundheitsbereich „endlich etwas in Bewegung kommt, wenn Leute nicht so lange auf OP-Termine oder Pflegeheimplätze warten müssen“.
„Heftig einschlagen“
Den Freiheitlichen werde „das Wort im Mund umgedreht, es wird bewusst missinterpretiert“, assistierte Ofner und zählt verbale Verfehlungen von Politikern vor allem aus der SPÖ, aber auch von ÖVP und Journalisten oder Schauspielerinnen auf. Den Medienvertretern wird ein Zettel ausgeteilt, auf dem, gelb markiert, eine Prügel-Definition aus dem digitalen Wörterbuch steht: „Eine Person oder Institution für einen Missstand verantwortlich machen und wiederholt (unsachlich) kritisieren.“ Unter Punkt eins ist allerdings auch die (von der FPÖ nicht markierte) Definition zu lesen: „Heftig einschlagen.“ Von „verbalem Abstrafen“ spricht Ofner.
Warum er sich nicht entschuldige, warum er als langjähriger Politiker nicht so klar formuliere, dass er nicht „im übertragenen Sinne“ interpretiert werden müsse, wird Angerer von Journalistinnen mehrfach gefragt. Es braucht sehr lange, bis er sagt: „Wenn ich die Zeit zurückspielen könnte, würde ich vielleicht ein anderes Wort verwenden.“ Er wisse, dass es in der Politik „manchmal Emotionen und manchmal falsche Wortwahl gibt“. Und dann sagt er auch: „Ich wollte keine Frau damit persönlich angreifen. Das wollte ich nicht.“
Ob er parteiintern von Frauenpolitikerinnen Kritik gehört habe? Nein, sagt Angerer und verweist auf Elisabeth Dieringer-Granza und Isabella Theuermann. „Sie haben es alle so verstanden, wie ich es gemeint habe.“
Aufmerksamkeit gewinnen?
Nach seit Tagen breiter Kritik aus der SPÖ kommt Kritik nun auch aus den Reihen der ÖVP. Frauen-Sprecherin Stefanie Ofner sagt zur Angerer-Pressekonferenz: „Es ist enttäuschend, dass Erwin Angerer die Pressekonferenz nicht dafür nutzt, sich aufrichtig für seine wiederholten Entgleisungen zu entschuldigen. Stattdessen ergeht er sich in ellenlange Ausflüchte, um seine niveaulose Wortwahl und Formulierung zu rechtfertigen. Wo bleibt Ihre Einsicht, Herr Angerer? Man könnte den Eindruck gewinnen, die Aussagen seien bewusst gesetzt, um Aufmerksamkeit zu gewinnen.“