Der Geist Jugoslawiens

Über die genaue Zahl herrscht Rätselraten, aber es sollen jedenfalls mehr als 30 Villen gewesen sein, in denen der 1980 verstorbene jugoslawische Machthaber Josip Broz Tito regelmäßig residierte. Eine steht am Rande des Nationalparks Plitvicer Seen. Obwohl die sogenannte Vila Izvor (Villa Quelle) im Kroatien-Krieg geplündert wurde, zeigt sie anschaulich, was sich der „Präsident“ und seine Entourage einst gönnten: Ballsaal, Kino, Billardtische und eine Kegelbahn. Man lebte wohl aber auch in Angst. Vom Keller aus führt ein in den Fels gesprengter Geheimgang zu Garagen im Wald.

Spielte hier auch Tito Billard?
Spielte hier auch Tito Billard? © Styria/Helmuth Weichselbraun

Haarige Spuren eines Glücklosen

Im Casino Solei am Rande des auch bei österreichischen Urlaubern beliebten Küstenortes Umag stehen die Automaten und Roulettekugeln seit 2010 still. Trotzdem scheint in dem zunehmend verwüsteten Lost Place keine Ruhe einzukehren: Um einen dreibeinigen Stuhl auf der Bühne liegen Haare und daneben Kabel, die möglicherweise als Fesseln gedient haben. Ein brutaler Abstieg für einen Ort, den einst das Glücksspiel und die gute Laune regiert haben. In der angeschlossenen Disco feierten pro Abend bis zu 1200 Gäste. 1989 wurde in dem Unterhaltungskomplex, live vom Staatsfernsehen übertragen, sogar die Miss Jugoslawien gekürt.

Das Casino ist seit Jahren geschlossen. „Besucher“ gehen aber nach wie vor ein und aus
Das Casino ist seit Jahren geschlossen. „Besucher“ gehen aber nach wie vor ein und aus © Styria/Helmuth Weichselbraun

Friedhof der Namenlosen

Eine abenteuerliche Landstraße bei Slivno Ravno führt unweit der spektakulären Pelješac-Brücke nach Dubrovnik zum verlassenen Friedhof der Namenlosen. Auf dem Gelände mit Blick aufs Meer liegen 117 einst aufrecht stehende mittelalterliche Grabmale herum. Die behauenen Steine tragen keine Inschriften, einige zeigen aber als Flachreliefs eingearbeitete Symbole: Kreuze, Sonnen, Schwerter. Einige ähneln mit einer Giebeldachform oben und einem Sockel unten kleinen Häusern. Es handelt sich um sogenannte Stecci, die nur auf dem Balkan zu finden sind und deren Symbolik Forschern bis heute Rätsel aufgibt. Verwüstet wurde der Friedhof vermutlich von Osmanen, mit denen ab 1400 in der Gegend immer wieder Kämpfe tobten.

Einige Stecci erinnern an kleine Häuser. Die Symbolik gibt bis heute Rätsel auf
Einige Stecci erinnern an kleine Häuser. Die Symbolik gibt bis heute Rätsel auf © Styria/Helmuth Weichselbraun

Mauer zwischen Leben und Tod

Um sich bei Angriff der Osmanen in Sicherheit zu bringen, bauten die Einwohner von Grebaštica in der Nähe von Šibenik Ende des 15. Jahrhunderts eine ganze Halbinsel zum „Sperrgebiet“ um. Sie verschlossen den Zugang zum Land hin lückenlos mit einer 300 Meter langen und bis zu zehn Meter hohen Mauer, hinter der man sich im Notfall verschanzen konnte. Im 17. Jahrhundert kam das bis heute gut erhaltene Bauwerk ohne Türen und Tore noch einmal zum Einsatz. Man verbannte Pestkranke hinter die Mauer, um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Trotzdem fielen der Krankheit damals bis zu zwei Drittel der Bevölkerung zum Opfer.

„Eisernen Vorhang“ aus Stein. Die bis zu zehn Meter hohe Mauer trennt die Halbinsel vom Ort Grebaštica
„Eisernen Vorhang“ aus Stein. Die bis zu zehn Meter hohe Mauer trennt die Halbinsel vom Ort Grebaštica © Styria/Helmuth Weichselbraun