„Fischer haben mir erzählt, dass das Hochwasser noch nie so arg war. Gummistiefel schwimmen schon jetzt neben Quallen durch die Straßen. Und das Unwetter nähert sich aber erst“, sagte Andrea Nagele am Freitagvormittag um 10 Uhr. Die Klagenfurter Krimiautorin, die unter anderem für ihre in deutscher und italienischer Sprache erschienene „Grado“-Krimireihe bekannt ist, ist nach der Präsentation ihres neuen, in Venedig und Berlin spielenden Buches am Montag beim „Heyn“ in Klagenfurt wieder in ihrer Wahlheimat in Grado, wo sie einen Zweitwohnsitz hat. Es schüttet wie aus Eimern. Dazu bläst der Wind. Die Wellen der Meeresbrandung schlagen hoch. Das sorgt für Hochwasser und Straßensperren.

„Die Polizei hat den Damm gesperrt. Man kann Grado nur noch über Fiumicello verlassen, sofern das Auto nicht schon von allein davongeschwommen ist“, schildert Nagele. Sie konnte ihr Auto nach einer Warnung eines befreundeten Wirtes um Mitternacht gerade noch auf eine höhere Abstellfläche umparken. Aber nicht nur der beliebte Badeort Grado ist unter Wasser.

Unwetterwarnung

Überflutungen gibt es auch in Muggia südlich von Triest an der Grenze zu Slowenien. In Lignano wurde der Zugang zum Faro Rosso, dem Leuchtturm, der ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen ist, wegen des Unwetters gesperrt. Bis Mitternacht gilt in Friaul-Julisch Venetien an der Küste orange Unwetterwarnung und in nördlicheren Teilen der Region gilt die gelbe Warnstufe. In Venedig aktivierten die Behörden zum Schutz vor einer Flutwelle das Dammsystem MOSE.

Slowenien

Erneut wurde auch Slowenien vom Unwetter stark getroffen. In Grahovo ob Bači heulten die Sirenen, weil Wasser aus allen Richtungen strömte. Evakuierungen der Bewohner aus den Dörfern Grahovo ob Bači, Klavže und Koritnica sind seit den Morgenstunden im Gange. Viele Straßen sind aufgrund von Erdrutschen und anschwellenden Flüssen gesperrt. Die Dörfer Baška grapa und in Grahovo ob Bači in der Gemeinde Tolmin waren besonders vom Starkregen betroffen. In Primorska wurde der Ausnahmezustand ausgerufen.

„Aufgrund der großen Niederschlagsmengen, die bisher im Bereich der Baška Grapa gefallen sind, sind dort bereits mehrere Straßenabschnitte wegen Überschwemmungen und Hangrutschungen gesperrt“, sagte Miha Vencelj vom örtlichen Katastrophenschutz dem slowenischen Nachrichtenportal „24ur.com“. In der Gmeinde Tolmin sollen die Bewohner ihre Häuser bis auf Weiteres nicht verlassen.

Soča und Sora über die Ufer getreten

Wie Jure Beguš, Einsatzleiter der Feuerwehr Tolmin, „24ur.com“ erklärte, sind mehr als 70 Feuerwehrleute von acht Kompanien vor Ort: „Die Zustände sind katastrophal, wegen der beschädigten Straßen können wir die Menschen nicht erreichen.“ Fünfzehn Personen wurden aus den Dörfern Grahovo ob Bači, Klavže und Koritnica evakuiert, einige blieben in ihren Häusern eingesperrt. Auch die Stromversorgung ist in vielen Orten unterbrochen. Die Soča ist zwischen Tolmin und Most na Soči über die Ufer getreten.

In Idrija kam es ebenfalls zu Überschwemmungen von Wohnhäusern und zu einem Erdrutsch. Dächer von Wohngebäuden wurden durch den Sturm in Dole, Gore, Ledinske Krnice und Pečnik abgetragen. Auch in Bohinj und Železniki sind zahlreiche Straßen wegen Vermurungen und Überschwemmungen gesperrt. In Škofja Loka steigen die Wasserpegel. Einige Nebenflüsse der Sora haben die Ufer überschritten, teilte die Gemeinde Škofja Loka mit.