Vergangenen Sonntag konnten ein Kärntner Schüler und ein weiterer Fahrgast in Wolfsberg trotz Sitzplatzreservierung in der Ersten-Klasse nicht in den ÖBB-Intercitybus von Klagenfurt nach Graz einsteigen. Statt des Busses mit Erster-Klasse-Abteil im oberen Stockwerk kam nur ein einstöckiger 15-Meter-Bus. Der Bus mit weniger Sitzplätzen war schon ab Klagenfurt voll besetzt. Die ÖBB erklärte den Vorfall mit einem technischen Gebrechen. Ein gleichwertiger Bus beziehungsweise zwei einstöckige Busse als Ersatz standen nicht zur Verfügung. „Höhere Gewalt“, nannte es der Pressesprecher der ÖBB, Herbert Hofer, auf Anfrage der Kleinen Zeitung und entschuldigte sich bei den stehengelassenen Fahrgästen für das „einmalige“ Ereignis.
Einmalig war es aber nicht, wie sich nun herausgestellt hat. Die Kleine Zeitung hatte bereits im März dieses Jahres von ähnlichen Vorfällen berichtet. Und nun melden sich immer mehr Leser, die berichten, dass wöchentlich statt des Doppelstöckers ein einstöckiger Bus auf die Reise geschickt werde. Eine Reservierung wird gebucht und bezahlt, doch in Wolfsberg sei oftmals kein Platz mehr frei. „Trotz Reservierung wird man immer wieder stehen gelassen“, schreibt uns eine Leserin.
Dreimal stehen gelassen
Rudolf Farant aus Kühnsdorf musste seine Tochter Lena schon dreimal mit dem Pkw nach Graz bringen. „Meine Tochter hat ein Klimaticket und fährt wöchentlich nach Graz, wo sie ihre Lehre macht. Beim ersten Mal hatten wir noch keine Reservierung. Daraus haben wir gelernt, nun reserviert meine Tochter immer einen Sitzplatz“. Deshalb ärgert den Vater der jüngste Vorfall am 8. Oktober besonders: „In der zweiten Klasse war kein Platz mehr frei, nur noch in der Ersten. Trotz Klimatickets muss man einen Sitzplatz in der ersten Klasse voll bezahlen. Also hat sie Ticket plus Sitzplatzreservierung gekauft und dann war kein Platz da. Wieder war der Bus nur einstöckig und ich musste meine Tochter wieder mit dem Auto nach Graz bringen. Ob es Sinn und Zweck des ,Klima‘-Tickets ist, dass ich ständig mit dem Auto von Kühnsdorf nach Graz fahre?“, fragt sich Farant.
„Verlässlichkeit das Wichtigste“
Auch die Organisation „Fahrgast Kärnten“ , die die Rechte der Öffi-Nutzer vertritt, kennt das Problem: „Das ist auf keinen Fall einmalig. Es passiert wöchentlich, dass ein einstöckiger Bus auf der Linie verkehrt. Es ist zwar positiv, dass die ÖBB den Fahrtakt erhöht haben und nahezu stündlich nach Graz fahren, aber die Frage ist, ob sie dafür ausreichend Kapazitäten haben?“, sagt Obmann Markus Lampersberger. Das Problem gehöre seitens der ÖBB rasch gelöst, fordert er: „Wenn wir Menschen dazu bewegen wollen, die Öffis zu nutzen und Anreize wie das Klimaticket schaffen, dann ist Verlässlichkeit das Wichtigste. Denn wenn sich Menschen nicht auf die Öffi-Verbindungen verlassen können, vertrauen sie lieber auf den eigenen Pkw“.
Beim Land Kärnten wurde man durch die Berichte der Kleinen Zeitung auf das Problem aufmerksam und hat Gespräche mit den ÖBB aufgenommen. Dazu heißt es aus dem Büro von Mobilitätslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP), es handle sich hier um keine Busverbindung des Landes: „Die Fahrgäste müssen sich aber dennoch auf den Bus verlassen können. Wir sind mit den ÖBB bereits in Kontakt und erwarten uns, dass sich die Situation verbessert.“
Seitens der ÖBB gesteht man das Problem mittlerweile ein: „Man arbeitet auf Vorstandsebene an der Thematik“, sagt Pressesprecher Herbert Hofer, der erklärt, dass man bis Anfang kommender Woche eine zufriedenstellende Lösung ausarbeiten und anbieten werde.