Die Villacher Handelsakademie (HAK) bekommt zusätzlich zum eBusiness-Schwerpunkt „SmartHAK“ einen auf Recht. Im Herbst 2024 wird mit einer ersten Klasse der „JusHAK“ gestartet, kündigte Direktor Florian Buchmayr an. 25 bis 30 Schüler werden aufgenommen. Villach ist der erste Standort in Kärnten und der elfte in Österreich.
Weil auch in juristischen Bereichen Probleme bei der Nachbesetzung von Mitarbeitern etwa als Rechtspfleger, Verfahrensmanager oder Mitarbeiter in Kanzleien auftreten, gebar Landesgerichts-Vizepräsident Manfred Herrnhofer vor einem Jahr die Idee eines Jus-Schwerpunkts in Kombination mit einer HAK - und fand mit der Bildungsdirektion, der HAK Villach, der Fakultät für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften sowie der Anwalts- und Notariatskammer interessierte Partner. Maturanten könnten angesichts des demografischen Wandels mit einer „Job-Garantie“ rechnen, so Herrnhofer.
„Wir bieten quasi Allgemeinbildung 4.0. Wirtschaft und Recht gilt inzwischen als Grundbedürfnis. Wir simulieren Prozesse, bieten praxisorientierte Lösungskompetenz“, sagt Buchmayr. Absolventen steht neben der hohen Lösungskompetenz bei rechtlichen und wirtschaftlichen Fragen im Alltag ein direkter Berufseinstieg (Unternehmensgründung, Assistenz der Geschäftsführung, Projektleiter, Sachbearbeiter etc.) offen. Am 1. Dezember wird sich die Schule mit dem neuen Schwerpunkt im Rahmen eines Tages der offenen Tür erstmals der breiten Öffentlichkeit vorstellen, mit dem Semesterzeugnis können sich Schüler anmelden.
Rechtliche Bildung als Lebensbildung
Auch Notariats- und Rechtsanwaltskammer sehen Bedarf für qualifizierten Nachwuchs und unterstützen die Initiative, geplant seien neben Fachvorträgen Möglichkeiten für Praktika, führt Bernd Lutschounig, Präsident des Landesgerichts, aus. „Wir werden die Kanzleien öffnen und den jungen Menschen früh Einblick in den beruflichen Werdegang bieten“, erklärt Notar Werner Stein. „Rechtliche Bildung ist gerade in Zeiten von Cybermobbing Lebensbildung. Ich denke, dass wir in ein paar Jahren über eine weitere Klasse oder einen weiteren Standort für eine Jus-HAK nachdenken werden“, so Gernot Murko, Präsident der Rechtsanwaltskammer Kärnten. Aktuell seien alleine in Rechtsanwaltskanzleien sechs Posten unbesetzt. Auch die Universität Klagenfurt ist Kooperationspartner. „Juristen werden die Allerletzten sein, die einmal durch Künstliche Intelligenz ersetzt werden“, ist Olaf Riss von der Fakultät für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften überzeugt. Im Fall eines juristischen Studiums an nationalen und internationalen Universitäten hätten Jus-HAK-Absolventen natürlich einen Startvorteil.