Fahrverbot am Wörthersee
Die heftigen und ergiebigen Niederschläge der vergangenen Tagen haben zu einer außergewöhnlichen und selten Maßnahmen geführt: Für den Wörthersee wurde am Montag von der Schifffahrtsbehörde ein Fahrverbot verhängt. Grund sei die aktuelle Gefahrensituation.
Das Verbot gilt ab sofort bis auf Widerruf und für Fahrzeuge und Schwimmkörper mit Motorantrieb, ausgenommen Fahrzeuge der Bundespolizei, des Bundesheeres sowie der Rettungs- und Feuerlöschdienste. Sobald die Umstände es zulassen, wird diese Maßnahme aufgehoben.
3500 Feuerwehreinsätze seit Freitag
Seit Beginn der Unwetter in der Nacht auf Freitag haben die Kärntner Feuerwehren mehr als 3500 Einsätze bewältigt, mehr als 4200 Feuerwehrmänner und -frauen standen im Einsatz. Neben jenen aus den betroffenen Bezirken auch Mitglieder des Katastrophenschutz-Zuges aus Oberkärnten und mehr als 200 Feuerwehrleute aus Niederösterreich, die mit Großpumpen angerückt waren. Heuer hat es in Kärnten bereits 18.000 Feuerwehreinsätze gegeben, so viele wie im gesamten Vorjahr.
Slowenien ruft NATO zu Hilfe
Wegen der verheerenden Überschwemmungen und deren Folgen fordert Slowenien auch Unterstützung bei der NATO an. Der slowenische Ministerpräsident Robert Golob bezeichnete die Hochwassersituation als die größte Naturkatastrophe seit mehr als 30 Jahren. Der Gesamtschaden beträgt bereits mehr als 500 Millionen Euro.
Helfer dürfen gratis zum Derby
"Wir sagen Danke!" – Als Zeichen der Solidarität und Dankbarkeit laden im Namen des Landes Kärnten, Landeshauptmann Peter Kaiser und Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner, sowie die Stadt Klagenfurt gemeinsam mit den Fußballvereinen WAC und Austria Klagenfurt alle Helfer zum Derby am kommenden Mittwoch oder alternativ dem Heimspiel des WAC am Samstag ein – und das kostenlos. Alle Mitglieder der Einsatzkräfte, die beim Derby im Wörthersee Stadion dabei sein wollen, werden gebeten, sich per E-Mail entweder an fanservice@rzpelletswac.at oder tickets@skaustriaklagenfurt.at zu wenden.
"Uns rutscht der Berg herunter"
Weiterhin dramatische Lage in der Südkärntner Gemeinde Globasnitz/ Globasnica. "Die Feuerwehr hat gesehen, dass das Wasser eine braune Färbung angenommen hat", sagt Bürgermeister Bernard Sadovnik. Es dauerte nicht lang, und die Rutschung setzte ein. Sechs Hektar Fläche mit rund 2500 Festmeter Holz haben sich in Bewegung gesetzt. "Uns rutscht der Simonberg herunter auf die Gemeinde", sagt Sadovnik am Montag. Es seien 500.000 bis eine Million Kubikmeter Erdreich in Bewegung. Das Interview mit Sadovnik sehen Sie in untenstehendem Video.
Regen-Rekorde in Kärnten
Das Tiefdruckgebiet, das in den vergangenen Tagen von Oberitalien über Kärnten zog, brachte in kurzer Zeit enorme Regenmengen. "In einigen Kärntner Regionen regnete es in den vergangenen fünf Tagen, von Donnerstagfrüh bis Montagfrüh, mehr als in einem durchschnittlichen gesamten August", sagt Klimatologe Hans Ressl von GeoSphere Austria (ehemals Zamg).
- Am Loibl hat es in fünf Tagen 298 Millimeter geregnet. Zum Vergleich: 184 Millimeter sind es durchschnittlich im gesamten August.
- In Bad Eisenkappel waren es 253 Millimeter, im Augustdurchschnitt sind es 144 Millimeter.
- In Ferlach wurde 243 Millimeter gemessen, der Augustdurchschnitt beträgt 145 Millimeter.
- In Klagenfurt waren es 148 Millimeter (Augustdurchschnitt 131 Millimeter).
In Bad Eisenkappel hat es diesen August bereits 269 Millimeter geregnet. Das ist bereits mehr als beim bisherigen Rekord für die größte Regenmenge in einem gesamten August: Der alte Rekord stammte mit 259 Millimeter aus dem August 2014. Die Messstation besteht seit knapp 60 Jahren. Zur Erklärung: ein Millimeter entspricht ein Liter pro Quadratmeter.
Zwei weitere Tote in Slowenien
Das verheerende Hochwasser in Slowenien hat zwei weitere Menschenleben gefordert, womit die Opferzahl auf sechs gestiegen ist. Ein Mann ist laut Medienberichten bei Beseitigung von Hochwasserschäden ums Leben gekommen, ein weiterer Körper wurde im Fluss Temenica gefunden. Am Montag besserte sich die Wetterlage in Slowenien zwar, in den betroffenen Gebieten drohten jedoch Erdrutsche.
Bundesheer im Einsatz
Das Bundesheer ist ab Montag wieder mit 130 Soldatinnen und Soldaten in Kärnten im Einsatz. Seit Sonntag fliegt ein Black Hawk-Hubschrauber für die Kelag Aggregate und Strommasten in abgelegene Orte. Damit soll die Stromversorgung in abgeschnittenen Ortschaften hergestellt werden.
In Neuhaus im Bezirk Völkermarkt zerstörte das Hochwasser eine Draubrücke. Pioniere des Bundesheeres aus Kärnten beginnen am Montag mit der Errichtung einer Behelfsbrücke, damit mehrere abgeschnittene Gehöfte am Motschulaberg wieder erreicht werden können.
Bei Glainach in Ferlach errichten Bundesheer-Pioniere eine 50-Tonnen-Fähre, damit die Wildbach- und Lawinenverbauung eine Hangrutschung bei Unterguntschach bereinigen kann. Danach wird die Versorgung der abgeschnittenen Ortschaft Unterguntschach durch die Bundesheer-Fähre sichergestellt.
Mehr Sonne, weniger Regen
Nach den verheerenden Unwettern und dem Dauerregen der vergangenen Tage soll sich die Wetterlage in Kärnten laut Meteorologen etwas entspannen. Am Mittwochabend kann es zu Regenschauern kommen, diese sollten aber nicht ganz so heftig ausfallen. Die detaillierte Wetterprognose lesen Sie hier.
Land Kärnten richtet Hotline ein
In den Fachabteilungen des Landes laufen derzeit die Telefone heiß. Immer wieder melden sich besorgte Bürger mit Fragen zur Abwicklung nach Schäden und zur aktuellen Gefahrenlage. Das Land hat daher eine Hotline eingerichtet, über die Experten alle relevanten Fragen beantworten. Telefon: 050-536-22132.
Bis zu 500 Hangrutschungen
Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), Katastrophenreferent Daniel Fellner (SPÖ) und der Katastrophenschutzbeauftragte Markus Hudobnik informierten Montagmittag über die aktuelle Lage in den Unwettergebieten. 80 Hangrutschungen habe man bereits begutachtet, so Kaiser. "Experten gehen aber davon aus, dass es bisher 400 bis 500 kleinere und größere gab", sagt der Landeshauptmann. Entwarnung könne man frühestens am Mittwoch geben, betonte Fellner. Mehr als 3500 Einsätze von 4200 freiwilligen Feuerwehrfrauen und -männern wurden seit Donnerstag absolviert. Bereits jetzt hat die Anzahl von Feuerwehreinsätzen jene aus dem gesamten Vorjahr überstiegen.
Kärntner in Not: 100.000 Euro fixiert
"Kärntner in Not", die Hilfsaktion der Kleinen Zeitung, unterstützt Betroffene von Unwetter und Hochwasser. 100.000 Euro kommen aus dem Katastrophenfonds, um Spenden wird gebeten.
Die Glan bereitet weiter Sorgen
Der Pegelstand der Glan ist weiter enorm hoch und geht nur langsam zurück. Rad- und Gehwege bleiben weiter gesperrt, es ist Gefahr in Verzug. Entlang der Glan müssen weiterhin Keller ausgepumpt und Sandsäcke verlegt werden. Die Feuerwehren entlang des Flusses beobachten die Situation. "In den Überflutungsbereichen entlang der Glan herrscht absolute Lebensgefahr!", heißt es von der St. Veiter Feuerwehr. "Das Betreten und Befahren der gesperrten Wege ist verboten."
Mure nahm ein Haus mit
In der Ortschaft Rottenstein in der Gemeinde Ebenthal wurden schon am Sonntagabend mehrere Personen aus gefährdeten Häusern evakuiert. Diese Entscheidung könnte Leben gerettet haben. Am Montagmorgen rauschte eine Mure vom Hang hinab und riss die Hälfte eines Einfamilienhauses mit.
Park musste gesperrt werden
Ein Verkehrsteilnehmer erstattete am Sonntag gegen 19 Uhr Anzeige bei der Polizei, da er in der Obermühlbacher Straße in St. Veit, im Bereich des Ortsendes, eine starke Unterspülung der Straße bemerkte und die Gefahr eines Hangrutsches sah. Die Beamten stellten fest, dass bereits größere Bereiche des Banketts der Obermühlbacher Straße entlang der Hangseite in Richtung des darunterliegenden Vitusparks stark unterspült sowie teilweise weggebrochen waren.
Die Straße wurde für alle Fahrzeuge in beide Richtungen gesperrt sowie zehn Bewohner der Häuser im örtlichen Nahbereich evakuiert. Die Zugänge zum Vituspark und die in diesem Bereich befindlichen Wandersteige wurden ebenfalls gesperrt.
Erstes Todesopfer
In der Nähe der Herzogstadt musste am Sonntag das erste Todesopfer der Hochwasserkatastrophe beklagt werden. Ein Mann aus dem Bezirk St. Veit war am gesperrten Glanradweg zwischen Raggasaal und Karnburg unterwegs gewesen, als er vom Wasser in den Fluss gerissen wurde. Nach einer Suchaktion wurde er im Bereich Karnburg leblos im Wasser treibend gesichtet und von der Wasserrettung Krumpendorf geborgen. Der Mann verstarb im Klinikum Klagenfurt.