Vor zehn Jahren übernahm Marry Barra General Motors in einer schwierigen Situation: GM hatte rund 2,6 Millionen Autos wegen fehlerhafter Zündschlösser in die Werkstätten zurückgerufen. Nach Angaben des Autobauers soll der Defekt zu 13 Todesfällen geführt haben. Als CEO führt sie mit viel Fingerspitzengefühl durch diese Krise und durch eine ganze Reihe von Krisen danach. Die gelernte Elektrotechnikerin hat eine der erstaunlichsten Karrieren der Autobranche hinter sich: Sie begann als Studentin am General Motors Institute 1980, ihr Vater hatte auch bei GM gearbeitet. Als ruhig und besonnen wird sie beschrieben, die aber schon scharf ihre Meinung sagen kann: „Keine weiteren Schrottkarren“, lautete einst ihr Credo. Und den Dresscode bei GM kürzte sie von zehn Seiten auf einen Satz: „Kleiden Sie sich passend.“ Legendär das Foto, auf dem sie US-Präsident Jo Biden die neue Corvette erklärt.
In keine Schublade gesteckt
Bei Audi erlebte Vorständin Hildegard Wortmann zuletzt turbulente Zeiten. Im Interview mit der Kleinen Zeitung sagte sei einmal: „Ich glaube, dass man Audi nicht an männlich/weiblich festmachen kann. Es geht darum, sich wieder auf die menschlichen Bedürfnisse, auf Werte, auf eine Haltung zu konzentrieren – und wenn Sie das machen, dann richten Sie eine Marke automatisch wärmer, nahbarer aus. Dann definieren Sie die Marke nicht über technokratische Leistungsdaten, sondern darüber, wofür sie steht. Wertgefüge sind ja nicht genderspezifisch. Als Frau möchte ich kein Auto fahren, das speziell für Frauen entwickelt ist, ich möchte in keine Schublade gesteckt werden.
Wandel in den Köpfen
Bei Mercedes, dem Erfinder des Automobils, hat Britta Seeger (Vorständin Marketing und Vertrieb) ein ganz neues, nicht immer unumstrittenes Verkaufs- und Agenturmodell aufgesetzt. Als Mutter von Drillingen, die direkt nach der Matura ins Unternehmen eingestiegen ist, schaffte sie 2017 den Sprung in den Vorstand der Daimler AG. Sie gilt als Teamplayerin, aber durchsetzungsstark. Ihre Agenda ist es das Bild vom Auto, wie wir es kaufen, wie wir es nutzen, grundlegend zu verändern. Sie habe zuletzt zum Beispiel die drei Studentenwohnungen ihrer Kinder ausschließlich online möbliert. Sie habe zuletzt zum Beispiel die drei Studentenwohnungen ihrer Kinder ausschließlich über das Internet möbliert, erzählte sie einmal in einem persönlichen Gespräch. Der Wandel in den Köpfen Richtung World Wide Web, so die Botschaft, sei längst im Gange oder vollzogen, das müsse man auch beim Autokauf berücksichtigen.
Mächtigste Position
Die machtvollste Position im Volkswagen-Konzern ist jene der Betriebsrats-Vorsitzenden (Gesamt- und Konzernbetriebsrat) der Volkswagen AG, Daniela Cavallo. Sie vertritt über 600.000 Beschäftigte, im komplexen Machtgeflecht in Wolfsburg scheitern sogar Vorstände an der Macht des Betriebsrates. Zuletzt musste sie bei der Kernmarke VW Feuerwehr spielen, sie betonte, dass es kein Abrücken von den Tarifverträgen und der Beschäftigungssicherung bis 2029 geben dürfe. Management und Betriebsrat verhandeln derzeit über das Effizienzprogramm, das insgesamt 10 Mrd. Euro einbringen soll.