Wie berichten die steirischen Leitmedien über Frauen in der Politik? Diese Frage hat sich das Media Affairs Institut unter der Leitung von Maria Pernegger im Auftrag von Felin (female leaders initiative) angesehen. Unter der Lupe waren „Kleine Zeitung“, „Kronenzeitung“, „ORF Steiermark“ und „Meine Woche.“ Und was kam raus? Frauen in politischen Ämtern wird medial nicht genug Sichtbarkeit eingeräumt.
Erhebungszeitraum war von 1. November 2023 bis zum 31. Jänner 2024. Und es wurden für die Zeitungen nur die Printausgaben, nicht die digitalen Auftritte für die Analyse herangezogen. Nimmt man hinzu, dass gerade bei den steirischen Landesrätinnen und Landesräten durch den Wechsel von Juliana Bogner-Strauß zu Karlheinz Kornhäusl (beide ÖVP) auch ein Geschlechterwechsel stattgefunden hat und auch, dass manche männlichen Landesregierungs-Vertreter durch die anstehenden Landtagswahlen auch stärker in die mediale Öffentlichkeit drängen, bleibt der Befund dennoch ernüchternd. Im Durchschnitt lag die Durchschnittspräsenz von Frauen in der steirischen Politik, und zwar quer über alle Ebenen, bei 30,4 Prozent. Ergo hatten die Männer 69,6 Prozent. Zur Einordnung: Die Landesregierung besteht aus vier Männern und vier Frauen, der steirische Landtag aus 30 Männern und 18 Frauen und die Bürgermeistersessel sind mit 261 Männern und 25 Frauen besetzt. Also 50 Prozent, 36 Prozent und 8,7 Prozent – das ist der Frauenanteil in der Steiermark. Warum also dieses Ungleichgewicht?
Das wurde bei der gestrigen Podiumsdiskussion im Grazer Kunsthaus, zu dem die Initiative Felin und Landesrätin Simone Schmidtbauer (ÖVP) geladen hatten, besprochen. Und bot Gelegenheit für Selbstkritik und Reflexion. Ronald Reischl, Chefredakteur der Regional Medien Steiermark/Woche, ORF Steiermark-Chefredakteur Wolfgang Schaller und Autorin dieser Zeilen, Barbara Haas, Head of Podcast und Video der Kleinen Zeitung, waren sich in der Grundthese einig: „Wir versuchen so gut als möglich Geschlechtergerechtigkeit herzustellen, doch es gelingt uns noch nicht so, wie wir möchten. Oder sollten. Und Studien wie diese sind Ansporn für uns, in Zukunft noch stärker auf die Sichtbarkeit zu achten.“
Doch auch abseits von Politikerinnen ist es für Frauen noch oft sehr schwer, in Medien vorzukommen und wenn sie sich doch dafür entscheiden, müssen sie in Zeiten von verhärteten Debatten auf Social Media vermehrt mit Kritik rechnen, die sexualisiert ist und meist sehr persönlich wird. Nicht jede Expertin ist darauf vorbereitet oder kann mit diesem Hass umgehen. ORF-Journalistin Susanne Schnabl, die ebenfalls bei dem Impuls-Vormittag im Kunsthaus mitdiskutierte, erinnerte sich: „Wenn wir an Covid denken, waren es am Anfang sehr viele Frauen, die als Expertinnen zur Verfügung gestanden haben, aber diese wurden vielfach so heftig kritisiert und angefeindet, dass sie sich komplett zurückziehen mussten. Man muss also Diskutantinnen tatsächlich auf die Reaktionen vorbereiten, auch bei mir in der Sendung“, so Schnabl, die mit dem „Report“ ein hochrelevantes und politisches TV-Format im ORF verantwortet.
Eine wichtige Maßnahme, um Frauen und vor allem ihre Expertise stärker in den Vordergrund und auch in die Medien zu rücken, wurde gestern daher genau punktgenau präsentiert. Gemeinsam mit Frauendomäne, einer Expertinnendatenbank, die dieses Service schon seit fünf Jahren für Medien zugänglich macht, wurde nun auch eine steirische Variante davon gelauncht. Und zwar durch die Initiative von Felin. „Mit der ‚Steirischen Expertinnendatenbank‘ möchten wir starke Frauen sichtbar machen und Organisationen die Suche nach weiblicher Expertise erleichtern“, erklärte Felin-Geschäftsführerin Christiane Katschnig-Otter.