Der 22. Februar 1997 war der Tag, an dem ein Schaf um die Welt ging – medial nämlich: Zwischen Faszination und Entsetzen pendelte die Gefühlsskala, als die Nachricht vom ersten erfolgreichen Klonen eines ausgewachsenen Säugetiers in Form der possierlichen "Dolly" aus dem Sack war.

Im Roslin-Institut der Universität Edinburgh war auf Basis einer ausdifferenzierten bzw. adulten Körperzelle ein Schaf kreiert und am 5. Juli 1996 in einem schottischen Stall geboren worden: Es war anders als alle 20 Millionen Artgenossen im Vereinigten Königreich. Wissenschaftlich eine Sensation – doch die Aufregung war groß: Die Rede war vom Fall jedes Ethos und vom "Sündenfall", den sich die Forschung angemaßt hatte. Faktisch betrachtet war Dolly eine genetische Kopie eines Lebewesens, das auf natürlichem Weg so nie entstanden wäre. Eigentlich hatte sie drei Mütter: Von einer stammte die Eizelle, von der anderen das Erbmaterial, die dritte war die Leihmutter, in der der Embryo heranreifte.