Kiwi wird im Volksmund auch die Währung, der neuseeländische Dollar, genannt. Und Kiwis nennen sich die Einwohner des Inselstaates liebevoll auch selbst. Doch der pummelige Vogel ist bedroht. Eine Ursache sind eingeschleppte Raubtiere.
Nur noch 68.000 Exemplare
Vor hundert Jahren gab es in dem Land noch Millionen der nachtaktiven Vögel. Heute sind es nach Schätzungen gerade einmal rund 68.000. Die meisten von ihnen leben weit weg von den Menschen in Naturschutzgebieten - oder in Zoos. Ein Großteil der Neuseeländer hat noch nie einen wild lebenden Kiwi gesehen.
Paul Ward will das ändern. Als treibende Kraft hinter der Initiative "Capital Kiwi" will er binnen zehn Jahren den schrillen Ruf des Vogels in die Hinterhöfe der Hauptstadt Wellington bringen und die Tiere dort schützen, wo Menschen leben. "Es geht nicht an, dass mehr ausländische Touristen einen Kiwi gesehen haben als die Menschen, die nach ihm benannt sind", sagt der 43-jährige Drehbuchautor.
Capital Kiwi will die Vögel auf 23.000 Hektar Land ansiedeln, das sich von den Vororten bis zur Westküste erstreckt und so den Bezug der Menschen zu den Tieren stärken. Damit sich die Kiwis niederlassen können, müssen aber zunächst ihre Feinde weichen: Wiesel und Frettchen zum Beispiel, die einst hierher gebracht wurden, um der zuvor ausgesetzten Kaninchen Herr zu werden.
Fallen für Wiesel und Frettchen
Dazu sollen in den kommenden drei Jahren Tausende Fallen aufgestellt werden. Sind die fleischfressenden Säugetiere vertrieben, will das Umweltministerium Kiwis dorthinbringen - in der Hoffnung, dass sich die Vögel vermehren. "Ungeschützt überleben derzeit nur vier bis fünf Prozent der Kiwiküken bis ins Erwachsenenalter", erklärt Ward.
Im Schnitt 27 Kiwis werden täglich von Raubtieren getötet, informiert die Organisation Kiwis für den Kiwi auf ihrer Webseite und warnt: "Wenn das so weitergeht, könnte der Kiwi während unserer Lebenszeit vom Festland verschwinden." Damit das nicht passiert, wolle ihre Organisation die Vögel durch Gemeinschaftsinitiativen zu den Menschen bringen, sagt Michelle Impey: "Den Kiwi dorthin zu bringen, wo die (menschlichen) Kiwis leben, rückt sie besser ins Bewusstsein."
Trotz staatlicher Unterstützung in Millionenhöhe müssen die Einwohner Wellingtons selbst mit anpacken: Schulkinder, Trailläufer und Mountainbiker behalten die Fallen für Wiesel und Frettchen im Auge. Allein in der Hauptstadt gibt es schon mehr als 70 Gruppen, die sich um die Bekämpfung kümmern. Landesweit kommen immer mehr dazu. Einer der ersten, der Anfang November eine Falle aufstellte, war der 90 Jahre alte Ted Smith. "Wir wären Idioten, wenn wir zulassen würden, dass der Kiwi ausstirbt", sagt er.