Weniger als zwei Wochen vor der geplanten Krönung von König Charles III. (74) am 6. Mai haben Meinungsumfragen Zweifel an der Begeisterung der Briten für ihr Königshaus aufkommen lassen. Eine Mehrheit der Untertanen (58 Prozent) ist offenbar gar nicht interessiert an den Royals, wie beispielsweise eine YouGov-Umfrage im Auftrag der BBC ergab, die am Wochenende veröffentlicht wurde. Bei jungen Erwachsenen gibt es sogar mehr Monarchiegegner als -befürworter.
Der Chef der Organisation Republic, Graham Smith, die sich für eine Abschaffung der Monarchie in Großbritannien einsetzt, sieht das Königshaus gar in der Krise. Mit dem Tod Queen Elizabeths II. habe die königliche Familie ihr Zugpferd verloren, sagte Smith bei einer Pressekonferenz am Montag in London. Er fügte hinzu: "In den vergangenen Jahren ist die Monarchie geschrumpft von einem Balkon voller Royals, Prinzessinnen und Prinzen auf vier Menschen, bei denen es sich offensichtlich um Charles und Camilla, Kate und William handelt." Hinzu kämen Prinz Andrew und Prinz Harry, die von der Seitenlinie aus für Probleme sorgten.
Charles wird es schwerer haben als Elizabeth
Dass Charles es schwerer haben dürfte als seine Mutter, die Briten bei der Stange zu halten, glaubt auch der Meinungsforscher John Curtice von der Universität Strathclyde in Glasgow. Dabei sei der Rückhalt für die Monarchie für Charles und seine Nachfolger das A und O, schreibt der Wissenschaftler in einem aktuellen Bericht zur Lage der Monarchie, den die Londoner Denkfabrik "UK in a Changing Europe" am Dienstag veröffentlichte. "Aktuell mag die Monarchie sicher erscheinen, aber das Fundament ihrer Unterstützung in der Bevölkerung müsste gestärkt werden", so Curtice.
Curtice verweist darauf, dass die Zustimmung zur Monarchie heute deutlich niedriger ausgeprägt sei als noch vor einigen Jahrzehnten – vor allem unter jüngeren Britinnen und Briten. So gaben beispielsweise in einer Umfrage des Instituts Ipsos im Jänner demnach 64 Prozent der Briten an, die Monarchie einer Republik mit gewähltem Staatsoberhaupt vorzuziehen. Einen direkten Vergleich gibt es nicht, aber bei einer Umfrage im Jahr 1983 waren immerhin noch 86 Prozent der Briten der Meinung, es sei wichtig, eine Monarchie zu sein.
Auch andere Länder wollen Charles nicht als König
Auch in anderen Teilen der Welt schwindet die Unterstützung für das britische Königshaus. Charles ist Staatsoberhaupt von 15 Ländern, darunter Australien, Kanada und Neuseeland sowie kleineren Staaten in der Karibik und dem asiatisch-pazifischen Raum.
In mehreren Ländern seien starke republikanische Tendenzen zu beobachten, und es werde auch aktiv über eine Loslösung von der britischen Krone diskutiert. Das betreffe neben Inselstaaten wie Antigua und Barbuda etwa auch Australien. Barbados hat den Schritt bereits im Jahr 2021 vollzogen. "Prinzipiell gibt es keinen Grund, warum eine solche Neubewertung nicht auch im Vereinigten Königreich stattfinden sollte", meint Prescott. Am wahrscheinlichsten sei dies, wenn sich die öffentliche Meinung grundlegend ändere – etwa in Zeiten des wirtschaftlichen oder politischen Umbruchs.