Der Prinz, der die Last für zwei trägt: Angesichts der familiären Krankheitsfälle um seinen Vater Charles III. (75) und seine nach einer Unterleibsoperation weiter genesende Frau Kate (42) ist der britische Thronfolger Prinz William, Prinz von Wales, Herzog von Cambridge und Cornwall, nicht mehr im royalen Trockendock. Er hält die Flagge der Windsors hoch: Generalprobe.

Zum britischen Regenten geboren

Zum Regenten geboren, ob er nun will oder nicht. Fällt sein Vater länger aus, könnte der 41-Jährige zum Regenten – nicht aber automatisch zum König – werden und die gesamte anfallende Arbeit für seinen Königsvater erledigen. Einst von den Boulevard-Medien als „work-shy Wills“ („arbeitsscheuer Willi“) gespottet, kommt er nun früher als gedacht in medias res an: Längst tritt er etwa regelmäßig zur Verleihung von Medaillen und Orden des Königshauses an. Recht deutlich wurde Verfassungsexperte Craig Prescott: „Es könnte das echte Bedürfnis geben, mit William die nächste Generation einzubringen“, skizzierte er womöglich nicht mehr allzu ferne Szenarien.

Man muss William im Verbund verstehen: „Ich habe großes Glück, dass Catherine mich unterstützt. Sie ist eine beeindruckende Mutter und eine fantastische Ehefrau“, so streute William der Einmal-auch-Königin des Öfteren englische Rosen. Die Strahlkraft von William alleine mag limitiert sein, zusammen mit seiner immens populären Frau und drei gemeinsamen Kindern gewinnt er aber an Statur. Mittlerweile selbst zwar im mittleren Alter angekommen, könnte das Paar trotzdem junge Britinnen und Briten, bei denen die Monarchie-Skepsis traditionell am größten ist, ansprechen. Das herzige Kleeblatt Prinz George (10), Prinzessin Charlotte (8), und Prinz Louis (5) hat ohnehin längst viele Herzen im Land gewonnen.

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov, die im vierten Quartal 2023 in Großbritannien durchgeführt wurde, bildet die Stimmung der noch verbliebenen Monarchie-Befürworter ganz gut ab: Die 2022 nach gut 70 Dienstjahren verstorbene Ausnahmemonarchin Elizabeth II. bleibt unvergessen und eine Kategorie für sich. Immerhin 74 Prozent schätzen aber William unter den lebenden Royals am meisten. Nur Prinzessin Anne (73 Prozent) drängt sich noch zwischen ihn und Kate (72 Prozent), die Platz drei der beliebtesten Royals einnimmt. Der regierende König? Kommt auf solide 60 Prozent Zustimmung, was für Platz vier reicht. 

Für Ailsa Anderson, einst Sekretärin von Queen Elizabeth II., ist klar, dass William seine Frau derzeit von allem abschirmen wolle, was ihr Stress bereiten könnte:  „Für ihn gehen Familie und Pflicht Hand in Hand“, gab sie in der populären „The Camilla Tominey Show“ zu Protokoll. Dass Williams innerste Familie nach der Scheidung seiner Eltern und dem Unfalltod seiner Mutter Diana zerbrach, als er 15 Jahre jung war, hat ihn offenbar doch nachhaltig geprägt.

Im Vergleich zu seinem Vater wirkt William lockerer, obgleich nicht zuletzt Körpersprache-Experten viele Parallelen erkennen. Anders gesagt: Eine Palastrevolution dürfte auch William nicht ausrufen, ist er dann eines Tages gekrönt – durchlüften könnte er aber. Das ist auch dringend nötig: Bei den 18- bis 24-Jährigen wird die Monarchie überwiegend abgelehnt – in dieser Gruppe sind 40 Prozent für eine Republik als Staatsform.

Was seinen jüngeren Bruder Harry (39) betrifft, ist eine Aussöhnung weiter nicht in Sicht: Der in die USA Abgesprungene eilte zwar für ein mäßig willkommenes 45-Minuten-Gespräch mit seinem krebskranken Vater 8000 Kilometer nach Großbritannien. Ein Treffen mit William schloss dieser aber vorab aus: Er wolle sich jetzt neben seinen Pflichten um seinen Vater und seine Frau kümmern, darauf läge sein Fokus.

Weiter warten auf brüderliche Versöhnung

Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Thronfolger sich von seinem Bruder eine förmliche Entschuldigung erwartet – für dessen Daueranklagen, all die skandalträchtigen Interviews und nicht zuletzt für die Harry-Autobiografie, die alles zum Kippen brachte. Auf der gerade neu „gelaunchten“ Website von Harry und seiner Gattin Meghan (42) werden die Titel „Prince“ und „Duke & Duchess of Sussex“ indes weiter stolz geführt, als stehe man hinter der Monarchie, als sei man noch Teil von ihr.

Harry, der abtrünnige Schmollprinz, dürfte nicht zuletzt die Throntreue in seiner Heimat unterschätzt haben: 62 Prozent der Britinnen und Briten stehen zur Monarchie und wünschen sich keine andere Staatsform. An der Zustimmung zu arbeiten, die die Hofschaubühne sichert: Eben das muss auch in der Job-Description von König William stehen.