Es ist der Plot zahlreicher Actionfilme: Warum auch immer, die Menschheit war einmal. Plötzlich ist die Erde wieder ein Ort ohne menschliche Einflussnahme. Langsam aber sicher erobert die Natur zurück, was einst ihr gehörte. Wie sich dieser Zustand optisch niederschlagen würde, kann nun anhand realer Beispiele beobachtet werden.
Der französische Fotograf Romain Veillon hat eine Vision – eine postapokalyptische, um genau zu sein. Er machte es sich zur Aufgabe, das Szenario eines Planeten ohne Menschen in Fotos abzubilden. Dafür reiste der 38-Jährige jahrelang durch die Welt, auf der Suche nach verlassenen Orten, die wieder von der Natur eingenommen wurden. "Wir alle sind von dieser postapokalyptischen Vision fasziniert", sagt Veillon gegenüber CNN Travel. "Vielleicht müssen wir erst Zeuge davon sein, um das zu genießen, was wir haben", sendet er eine Botschaft hinterher.
Sehen Sie hier, wie eine Welt ohne uns aussehen könnte:
Von namibischen Geisterstädten und sowjetischen Monumenten
Anschaulich verbildlicht wird diese Botschaft in seinem kürzlich veröffentlichten Buch "Green Urbex: The World Without Us", das in drei Abschnitte gegliedert ist. Im ersten Teil finden sich Orte, die noch relativ gut erhalten sind, im zweiten Teil und dritten Teil steigert sich das Ausmaß des Verfalles der teils längst vergessenen Plätze.
Und diese Orte könnten unterschiedlicher nicht sein: Veillons Aufnahmen stammen unter anderem aus einer namibischen Geisterstadt, von einer stillgelegten ukrainische Eisenbahnstrecke sowie einer verfallenen Villa in der Toskana. Nur eines haben all diese Plätze miteinander gemein: Sie wurden eines Tages verlassen und anschließend vergessen.
Besonders beeindruckt war der Fotograf vom Busludscha-Denkmal in Bulgarien. Das 70 Meter hohe Monument der Bulgarischen Kommunistischen Partei wurde 1981 für Tagungen und Kongresse erbaut, nicht einmal ein Jahrzehnt später wurde es komplett dem Verfall überlassen. Veillon: "Busludscha ist mit Sicherheit der außergewöhnlichste und einzigartigste Ort, an dem ich je gewesen bin." Von außen sähe es aus wie ein UFO, drinnen fände man die schönsten Mosaike.
Ein perfektes Beispiel für die Kraft der Natur sei auch das "Nara Dreamland", meint Veillon. Der dem Disneyland in Kalifornien nachempfundene Freizeitpark, zwei Kilometer außerhalb der japanischen Stadt Nara, wurde 1961 eröffnet und 2006 aufgrund niedriger Besucherzahlen geschlossen. 10 Jahre danach entstanden Veillons Aufnahmen: "Man kann sehen, wie Efeu langsam die Achterbahn bedeckt, als würde sie von ihm aufgefressen werden." Kurz nach dem Besuch des Fotografen wurde der Park vollständig abgerissen.
Alle Fotos für Veillons Buch sind in den vergangenen zehn Jahren entstanden. Aufgrund der Pandemie konnte der Fotograf in letzter Zeit nur wenige Orte bereisen, doch das soll sich künftig wieder ändern. Denn: Es gäbe noch genügend vergessene Orte, die darauf warten, wieder entdeckt zu werden.
Simon Rothschedl