Niemand bleibt in Großbritannien direkt oder indirekt von der Pandemie verschont: Nun gibt es auch Probleme bei den Weihnachtsmännern bzw. anders formuliert: Es gibt zu wenige davon. Auf der Arbeitsstellen-Website "Indeed" etwa sind jetzt Hunderte unbesetzte Stellen zu finden. Gesucht werden Menschen, die bereit sind, sich tage- oder stundenweise ins Weihnachtskostüm zu werfen und all jene Aufgaben zu übernehmen, die von Weihnachtsmännern – oder in selteneren Fällen auch Weihnachtsfrauen – erwartet werden.
Der ungewöhnliche "Santa-Engpass" hängt eng mit der Pandemie zusammen: So waren es in der Vergangenheit oft etwas ältere Männer, die die Rolle übernahmen – heute gehören sie zu den größten Risikogruppen im Fall einer Corona-Infektion. Da der Weihnachtsmann-Job in den meisten Fällen mit vielen Kontakten einhergeht und das angesichts der Omikron-Variante alles andere als ratsam ist, dürften sich in Wochen wie diesen viele dagegen entscheiden haben.
Job-Experten sehen außerdem insgesamt weniger Nachfrage nach saisonalen Jobs. Derzeit gibt es in vielen Branchen, dem Brexit und dem Mangel an Arbeitskräften geschuldet, Stellenangebote. Deshalb gehören die gelegentlichen Einsätze nicht zu den attraktivsten Optionen, Geld zu verdienen – bis jetzt, denn: In neuen Angeboten wurden die Saläre teils verdreifacht. Eine Frage von Angebot und Nachfrage, auch hier.
Das Netzwerk Nextdoor, das Menschen online mit Nachbarn verbindet, hat sich das Problem genauer angeschaut. Eine Online-Umfrage unter 2.000 britischen Erwachsenen, die das Meinungsforschungsinstitut Opinium im November durchgeführt hat, ergab, dass mehr als drei Viertel der Befragten (78 Prozent) nicht damit rechnen, in diesem Jahr irgendwo auf einen Weihnachtsmann zu treffen. Zumindest für einige fehlt damit etwas: Fast ein Drittel (31 Prozent) gaben an, enttäuscht zu sein, sollte ihre Weihnachtszeit ganz ohne Santa auskommen müssen.
Für das Netzwerk Grund genug, Abhilfe zu schaffen: In mehreren Städten organisierten die Verantwortlichen "Santa-Trainings", wie Nextdoors Community-Chefin Roisin O'Neill berichtete. "Darin lernen unsere Santa-Helfer alles, was sie brauchen, vom richtigen 'Ho, Ho, Ho' über Rentier-Namen, wie man sich verkleidet und schminkt, welche Wörter man verwendet, wie man Kinder begrüßt, bis hin zu festlichen Quiz-Spielen." In London, Manchester, aber auch Wales und Schottland bilde man so in diesen Wochen bis zu 100 freiwillige Helfer aus.
"Die Reaktionen waren unglaublich", so O'Neill.