Eine wichtige Lektion, die MiMi Aung bereits als kleines, überaus wissbegieriges und womöglich auch (noch) etwas ungeduldiges Mädchen von ihrer Mutter lernte: Es gibt für Ingenieurinnen keine Abkürzungen! Nun gelang der Nasa auf dem Mars (ebenfalls ohne Möglichkeit einer Abkürzung) das Husarenstück, eine autonome Drohne durch seine hauchdünne Atmosphäre fliegen zu lassen.
Seit 1990 im Einsatz
Maßgeblich an Entwicklung und Erfolg beteiligt war die mittlerweile 53-jährige Wissenschaftlerin. 1990 begann Aung am Jet Propulsion Laboratory (JPL), das Satelliten und Raumsonden für die Nasa baut und steuert. Die Ingenieurin hielt als Marsdrohnen-Projektmanagerin die Fäden zusammen – und am Ende hob der autonome Mini-Hubschrauber "Ingenuity" ("Einfallsreichtum") ab.
Das Faktum, dass sie eine Meisterin ihres Fachs ist, brachte sie 2019 in die Liste der "100 inspirierenden und einflussreichen Frauen der Welt" der BBC. Aung wurde in den USA geboren und zog mit zweieinhalb Jahren nach Myanmar, das derzeit bürgerkriegsähnliche Zustände erleben muss. Der Apfel fiel nicht weit vom Stamm: Ihre Mutter war seinerzeit die erste Frau in Myanmar, die in Mathematik in den USA promoviert hatte. Ihre Tochter machte als studierte Elektrotechnikerin Karriere: Aung gilt als Expertin für Sensortechnologien, wie sie bei Raumfahrtmissionen unabdingbar sind.
Nicht gerade in Überfluss hineingeboren, faszinierte sie das All schon als Kind: Aung blickte häufig in den Sternenhimmel und fragte sich dabei, ob wir auf der Erde denn allein sind: "Je weniger du selbst hast, desto mehr denkst du über diese Dinge nach", sinnierte sie später.
Die ersten 30 Sekunden von "Ingenuity" über dem rotstaubigen Marsboden werden zweifellos in die Chroniken eingehen. Freunde der Raumfahrt fühlen sich gar an den ersten motorisierten Flug der Brüder Wilbur und Orville Wright 1903 erinnert – zwölf Sekunden kurz. Aung ist 118 Jahre danach für viele weitere Höhenflüge bereit.