In wenigen Tagen - am 11. April - dürfte es so weit sein und "Ingenuity" zu seinm Erstflug abheben. Die kleine Super-Drohne - die US-Raumfahrtbehörde NASA bezeichnet sie als "Hubschrauber" - soll über der hauchdünnen Atmosphäre des Mars schweben und davon idealerweise Aufnahmen zu ihrem Heimatplaneten schicken. "Ingenuity" ist 18. Februar Februar im Inneren des Rovers "Perseverance" im "Jezero"-Krater auf Roten Planeten angekommen - nach 203 Flugtagen und einer auf der Erde mit Hochspannung und Begeisterung verfolgten Landung.
Die Vorbereitungen für den ersten Einsatz laufen längst auf Hochtouren: Kritisch war nun vor allem die erste Nacht, in der die Drohne bei extremen Minustemperaturen - und ohne die Heizung des Rovers, an dem er bislang befestigt war - auf der Mars-Oberfläche ausharren musste. Die NASA wies erneut darauf hin, dass die Temperaturen am Standort in der Nacht auf bis zu minus 90 Grad Celsius abfallen können. Dadurch könnten elektrische Komponenten beschädigt werden, darunter vor allem auch die Akkus, die Ingenuity funktionsfähig halten. Die Drohne schafft es offenbar wie geplant und heizte sich selbst auf minus 5 Grad Celsius auf - der erste extreme Kältetest scheint überstanden. Zudem gelang es, Beine und Rotoren wie geplant auszufahren.
Die Flugbedingungen sind jedenfalls überaus heikel: Die vor allem aus Kohlendioxid bestehende Atmosphäre des Mars ist extrem dünn - ihre Dichte beträgt nur etwa 1,2 Prozent der Dichte der Erdatmosphäre. Absolviert der 1,8 Kilo leichte Mini-Hubschrauber seinen ersten Flug (anberaumt sind zunächst nur 30 Sekunden Schwebphase), wäre das der alllererste rotor-betriebene Flug durch die Atmosphäre außerhalb jener unseres Heimatplaneten - und somit historisch. Die Rotorblätter mit mehr als einem Meter Länge müssen es dafür auf 2537 Umdrehungen pro Minute bringen und sich zuvor für den Start aufwendig selbst in Stellung bringen: kein einfaches Unterfangen in absolut lebensfeindlicher Umgebung und 250 Millionen Kilometer entfernt. Überlebensnotwendig ist vor allem, dass der Mini-Hubschrauber über seine Solarpaneele stets genug Licht aufnehmen kann.
Die Nasa-Konstrukteure entschieden sich bewusst für Doppelrotoren, um genügend Auftrieb zu erzeugen, damit "Ingenuity" selbst aufsteigen kann - und oben bleibt. "Wir hatten einen Prototypen und haben das dann in der Vakuumkammer getestet. Die Atmosphäre, die es auf dem Mars auch gibt, haben wir in der Vakuumkammer hergestellt", hielt die Österreicherin Cornelia Altenbuchner, die im "Jet Propulsion Laboratory" der Nasa in Pasadena (Kalifornien) für robotische Technologien und Simulationen zuständig ist, fest.
Am Sonntag wird es also spannend - bei der NASA zieht man bereits historische Parallelen: Die halbe Minute, die "Ingenuity" in der Luft sein werde, sei bemerkenswert "verglichen mit den zwölf Sekunden", die der erste motorisierte Flug auf der Erde gedauert habe: Der "Wright Flyer" war das erste von den Brüdern Wilbur und Orville Wright hergestellte Motorflugzeug, das am 17. Dezembers 1903 seinen Erstflug absolvierte. Wie es der Mars-Drohne gut 117 Jahre später ergeht, wird man bald wissen - die neuesten Entwicklungen sind nicht zuletzt auf dem offiziellen Twitter-Konto des Leichtgewichts zu erfahren.