Nein, als Übergangsbesetzung wird sie nicht in die Geschichte eingehen: Sie überdauerte seit ihrer Thronbesteigung am 6. Februar 1952 insgesamt 13 verschiedene Premierminister (Poltergeist Boris Johnson ist derzeit ihr 14.) und führte ihr Land mit bisweilen eherner Hand durch sieben Jahrzehnte. Im April wird Elizabeth II. 95 Jahre alt (siehe Faktenbox). Besonders königlich sieht ihr Großbritannien derzeit freilich nicht aus: pandemiegebeutelt, vom Brexit havariert und insgesamt recht porös geworden.

Viel Bewunderung für die bald 70-jährigen Regentschaft der Monarchin, zweifellos. Andererseits auch viel Unmut im Steuerzahlervolk über den sagenhaften Reichtum der Königsfamilie und insbesondere der Regentin selbst: Ein mit Dokumenten garnierter Artikel des "Guardian" sorgt nun für einiges Aufsehen: Elizabeth II., jene unvergleichliche Mischung aus Stoizismus, Tradition, Ausdauer und Patina also, soll mehrmals Gesetze zu ihren Gunsten beeinflusst haben. Auf diese Weise soll es ihr auch gelungen sein, den Umfang ihres geheimnisumrankten privaten Vermögens zu verschleiern.

Einflussnahme im Jahr 1973?

1973 soll ein Jurist der Queen bei der Regierung einen Gesetzentwurf unter Beschuss genommen haben: Dieser verpflichtete Unternehmen dazu, die Identität ihrer Anteilseigner preiszugeben. Die Regentin sorgte sich offenbar, es könne "peinlich" sein, sollte das Volumen ihres Eigentums bekannt werden. Der wohlgenehme Schleier der Diskretion soll laut Guardian so zumindest bis 2011 über die irdischen Güter von Elizabeth II. gebreitet worden sein.



Das Königshaus dementierte den kaum sympathiefördernden Bericht erwartungsgemäß umgehend – und ließ wissen: "Jegliche Behauptung des Guardian, wonach gefolgert werden kann, dass der Souverän einen Gesetzentwurf blockiert oder geändert hat, ist inkorrekt." Denkbar wäre das angebliche Vorgehen zumindest im Rahmen einer Tradition im Gesetzgebungsprozess: Danach werden der Queen üblicherweise neue Gesetzentwürfe vorgelegt, die ihre Interessen betreffen könnten – der "Queen's Consent": Lobbyismus auf die insgeheime englische Art, vom Thron aus, gewissermaßen.



So oder so ist das Privatvermögen der Königin sagenhaft: Laut "Guardian" wird es auf mehrere Hundert Millionen Pfund geschätzt, in den 1980er-Jahren wurde sie regelmäßig als reichste Frau der Welt bezeichnet. Im Haushaltsjahr 2020/2021 darf die königliche Familie mit über 85,9 Millionen Pfund aus Steuergeldern rechnen – dieser Obolus wird "Sovereign Grant" genannt. Zum Privatvermögen gehören unter anderem das eindrucksvollen Anwesen Sandringham House in Norfolk (England) und der Familien-Sommersitz Balmoral Castle in Aberdeenshire (Schottland).



Das Handelsblatt etwa zählt die Regentin zu den reichsten Menschen in Großbritannien, stellt aber auch die Gegenrechnung: Milliarden Pfund spüle die Vermarktung der Person der 94-Jährigen jedes Jahr in die Staatskassen. Wer sich für den Tourismus das Royale auf die Fahnen heftet, müsse dafür in die Tasche greifen. Eine Monarchin hat ihren adäquaten Preis.

Königshaus hat riesigen Landbesitz

Das Königshaus ist einer der größten Landbesitzer im Vereinigten Königreich. Ein historisches Überbleibsel, das viel Geld bringt, sind doch 25 Prozent des Gewinns auch daraus "Sovereign Grant". Unklarheit besteht darüber, ob die riesige royale Kunstsammlung der Queen ihrem Vermögen zugerechnet werden kann – in aktuelleren Schätzungen exkludiert man sie meist. Auch der gerade aufwendigst restaurierte Buckingham Palace wird seriöserweise nicht mehr gewertet. Für das Privatvermögen der Königin ist der "Keeper of the Privy Purse" zuständig: Das Amt des royalen Säckelwarts, von Tabloids flapsig als "The Queen’s Money Man" tituliert, bekleidet seit 2018 Sir Michael Stevens – ursprünglich ein Buchhalter.

Zuletzt schien es ob der pandemiebedingt ausbleibenden Touristenscharen unabwendbar, neue Einkommensquellen zu erschließen: Der "Royal Collection Trust" (RCT), der sich treuhändisch um Kunst und Juwelen der Royals kümmert und dafür sorgt, dass Buckingham-Palast und Windsor Castle teilweise der Öffentlichkeit zugänglich sind, stellte sich bereits im Sommer um ein 22-Millionen-Pfund Darlehen an. Mitarbeiter wurden zudem zu freiwilliger Tätigkeit angehalten.

Gehörig auffetten könnte die Apanage der Königin und der restlichen Royals ein Windpark-Deal: Die entsprechenden Flächen vor der britischen Küste sind begehrt, die deutschen Energieunternehmen EnBW und RWE sowie zwei Finanzinvestoren setzten sich im Rennen offenbar durch. Die Einnahmen gehen an den Staat, doch dieser zahlt daraus der Krone – ja, Sie ahnten es schon – den "Sovereign Grant" aus: 25 Prozent entsprächen einem Anteil von rund 220 Millionen Pfund an der Optionsgebühr in Höhe von jährlich 879 Millionen Pfund. Doch warum an die Queen? Der Küstenbereich von zwölf nautischen Meilen rund um das Königreich gehört offiziell ihr. Die Krone – womöglich nicht mehr allzu zukunftsträchtig, aber noch sehr profitabel.

Als Körberlgeld darf man übrigens das werten, was die britische Königin in den letzten drei Jahrzehnten mit Pferderennen verdient hat: 7,7 Millionen Pfund sollen es laut "Daily Mail" gewesen sein. Neben Wetten stammt dieses Geld von einigen siegreichen Rennpferden im Besitz von Elizabeth II. Ja, jeder muss in einem Königreich sein Scherflein beitragen.