Zwei aus einem chinesischen Aquarium umgesiedelte Weißwale sind erstmals im offenen Meer geschwommen. Die zwei weiblichen Belugas Little White und Little Grey seien erstmals aus ihrem abgetrennten Meeresgehege vor Islands Küste "freigelassen worden, um zum ersten Mal ihre natürliche Umgebung vollständig zu erkunden", teilte die Tierschutzorganisation Sea Life Trust am Montag mit.
Die beiden 13 Jahre alten Tiere waren im Juni aus dem Aquarium Changfeng Ocean World in der chinesischen Metropole Shanghai in speziell dafür angefertigten Containern in die Klettsvik-Bucht in Island geflogen worden. Dort lebten die Belugas zunächst in Becken an Land. Erst dieses Jahr im August wurden sie in ein Meeresgehege in der Klettsvik-Bucht gebracht.
Unwahrscheinlich, dass die beiden Wale vollkommen ungeschützt in freier Wildbahn überleben würden
Es war das erste Mal, dass sie im Meer schwammen, seit sie 2011 aus einer russischen Forschungsanstalt weggebracht worden waren. Das 32.000 Quadratmeter große Meeresschutzgebiet in der Klettsvik-Bucht soll ihnen künftig als Lebensraum dienen. Nach so vielen Jahren in Gefangenschaft ist es unwahrscheinlich, dass die beiden Wale vollkommen ungeschützt in freier Wildbahn überleben würden.
Sea-Life-Trust-Chef Andy Bool erklärte, die Wale sollten die Bucht nun "in kleinen Schritten" kennenlernen und zwischendurch immer wieder zur Überwachung ihres Gesundheitszustands in ihre Becken zurückkehren. Es sei toll gewesen, ihnen dabei zuzuschauen, wie sie "erstmals zusammen durch die Flora und Fauna der weiteren Bucht schwammen und tauchten", schilderte Bool. Little White und Little Grey hätten dabei den Eindruck gemacht, dass sie "es genießen, zurück im Meer zu sein".
Little White und Little Grey waren wahrscheinlich zwei oder drei Jahre alt, als sie in arktischen Gewässern gefangen wurden. Belugas können 40 bis 60 Jahre lang leben. Die beiden Weibchen wiegen beide rund 900 Kilogramm und sind vier Meter lang.
In der Klettsvik-Bucht wurde auch der aus einem mexikanischen Aquarium umgesiedelte Schwertwal Keiko freigelassen, dessen Schicksal 1993 durch den Film "Free Willy - Ruf der Freiheit" weltbekannt wurde. Nach seiner vollständigen Freilassung im Jahr 2002 gelang es dem Orca allerdings nicht, sich an das Leben in freier Wildbahn anzupassen. Er starb 18 Monate später in einem norwegischen Fjord.