Strategisches Networking als Schlüssel zum Erfolg, das gilt nicht nur für den Menschen. Eine neue Studie über Delfine zeigt, dass die Säugetiere in ihren Anfangsjahren mehr Zeit darauf verwenden, Verbindungen aufzubauen, die später von Vorteil sind. So suchen sich Delfine unter zehn Jahren bewusst Gleichaltrige und Aktivitäten aus, die ihnen helfen, Fähigkeiten für das Erwachsenenalter zu entwickeln.
Dies fanden Forscher der beiden US-amerikanischen Universitäten Georgetown und Duke heraus. Für die Studie, die in der Fachzeitschrift "Behavioral Ecology" veröffentlicht wurde, analysierte das Team Aufzeichnungen aus der Shark Bay in Westaustralien. Dort fahren Forscher seit Jahrzehnten mit Booten in die abgelegene Bucht, die fast 739 Kilometer nördlich von Perth liegt, und notieren Geschlecht, Alter und Verhalten der Delfine. Über einen Zeitraum von 30 Jahren wurden gut 1700 Delfine beobachtet.
Die Forscher untersuchten, mit wem die jungen Delfine zusammen waren und wie sie ihre Zeit verbrachten, wenn kein Erwachsener in der Nähe war. Dabei stellten sie fest, dass die Säugetiere den Schutz ihrer Mütter mit drei oder vier Jahren verlassen. Ab diesem Zeitpunkt werden sie deutlich selbstständiger und halten sich in Gruppen auf, die sich ständig verändern.
Die Analysen ergaben, dass die Delfine, obwohl sie den ganzen Tag über alle zehn Minuten von Gruppe zu Gruppe huschten, mehr Zeit mit ein paar engen Freunden verbringen. "Diese Beziehungen spiegeln wahre Vorlieben wider", sagte Allison Galezo, eine Doktorandin an der Duke Universität. Männchen würden es bevorzugen, mit anderen Männchen Zeit zu verbringen, Weibchen dagegen würden lieber Zeit mit anderen weiblichen Delfinen verbringen, erklärte die Biologin.
Die Forscher beobachteten auch, dass männliche und weibliche Delfine auf unterschiedliche Art und Weise interagierten: Männliche Delfine verbringen ihre Zeit eher zusammen als weibliche. Sie suchen Gesellschaft, wenn sie sich auszuruhen und pflegen gerne freundschaftlichen Körperkontakt wie Flossen reiben, eng beieinander schwimmen oder die Bewegungen des anderen widerspiegeln. Weibliche Delfine knüpfen in ihrer Jugend hingegen seltener Kontakte und verbringen stattdessen doppelt so viel Zeit wie ihre männlichen Gegenüber, um nach Fischen zu suchen. Diese Unterschiede deuten darauf hin, dass das soziale Leben junger Delfine von den bevorstehenden Anforderungen im Erwachsenenalter geprägt sind.
Für erwachsene Männchen ist es wichtig, andere Männchen auf ihrer Seite zu haben. In der Shark Bay schließen sich häufig Gruppen von zwei bis drei männlichen Delfinen zusammen, um fruchtbare Weibchen für die Paarung "abzupassen". Erwachsene Männchen über genügend soziales Gespür verfügen, um starke Allianzen aufzubauen und aufrechtzuerhalten, oder sie verpassen ihre Chance sich zu paaren. Ein erfolgreiches, erwachsenes Delfinweibchen muss sich dagegen um seine Kälber kümmern und braucht als stillende Mutter naturgemäß mehr Kalorien.
Eine weitere aktuelle Studie über australische Delfine bestätigt ebenfalls enge Freundschaften. So berichtete Kate Robb von der Marine Mammal Foundation über zwei männliche Delfine in den Gippsland-Seen im australischen Bundesstaat Victoria, die seit über einem Jahrzehnt beste Freunde und immer gesehen werden. "Sie haben eine sehr starke Bindung und formen das, was wir als Allianz bezeichnen würden", sagte sie.