Bei der Entzifferung einer mysteriösen Inschrift auf einem Felsen in der Bretagne sind Fortschritte erzielt worden. Der Bürgermeister der 13.000-Einwohner-Gemeinde Plougastel-Daoulas, Dominique Cap, gab am Montag die Gewinner eines Wettbewerbs bekannt, den er zur Lösung des Rätsels ausgeschrieben hatte.
Endgültig aufgeklärt ist die Bedeutung der etwa 250 Jahre alten Schriftzeichen zwar noch nicht. Es gab verschiedene Gewinner mit abweichenden Hypothesen. Dennoch sei ein "großer Schritt" nach vorn gemacht worden, sagte Cap der Nachrichtenagentur AFP.
Übereinstimmend sind die Gewinner der Meinung, dass der Text in bretonischer Sprache ist. Auch gelangten sie einhellig zu dem Schluss, dass die eingeritzten Zahlen 1786 und 1787 dem Jahr der in der Inschrift beschriebenen Ereignisse sowie dem Jahr der Gravur des Felsens entsprechen.
Laut der ersten Gewinner-Hypothese wird in der Inschrift das Schicksal eines Soldaten namens Serge Le Bris beschrieben, der während eines Sturms im Meer ertrank. Ein anderer Soldat namens Grégoire Haloteau habe die Zeichen in Ehrung seines Kameraden in den Felsen geritzt. Diese Hypothese stammt von dem Anglisten und Keltologen Noel René Toudic.
Laut der zweiten Sieger-Hypothese wird in der Inschrift ein Mensch erwähnt, der seinem Zorn über den Tod eines Freundes Luft macht, für den er andere Menschen verantwortlich macht. Diese Hypothese stammt von dem Journalisten und Schriftsteller Roger Faligot und dem Zeichner und Comicautor Alain Robet.
Nur bei Ebbe zugänglich
Bis das Geheimnis um die Zeichen vollständig gelüftet sei, sei es noch "ein Weg", räumte Bürgermeister Cap ein. Der große Stein mit den mysteriösen Zeichen befindet sich am Fuß einer Meeresklippe und ist nur bei Ebbe zugänglich. Auf einer Seite des Felsens sind Großbuchstaben eingeritzt, aber auch bildliche Motive wie etwa ein Segelboot sowie die beiden Jahreszahlen.
Im vergangenen Mai schrieb die Gemeinde Plougastel-Daoulas nahe Brest den Wettbewerb zur Lösung des Rätsels aus, mit einem Preisgeld von 2000 Euro. Das Interesse war enorm - und weltweit. Nach Angaben des Bürgermeisters beteiligten sich fast 600 Menschen. Zu den Teilnehmern gehörten neben Franzosen etwa auch Menschen aus Italien, Spanien und Russland, aus den USA und Brasilien sowie aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.