Nach der bisher ausführlichsten Analyse des rätselhaften durch das Sonnensystem driftenden Himmelskörpers Oumuamua sind Wissenschafter von einer natürlichen Erklärung überzeugt. Der Gesteinsbrocken gebe nach wie vor Rätsel auf, berichteten sie nach Angaben des an der Untersuchung beteiligten Forschungszentrums Jülich vom Dienstag.
"Doch das bedeutet nicht, dass es keine natürlichen Phänomene gibt, die sein Verhalten erklären könnten." Der Weltraum müsse erst noch weiter erforscht werden.
Das Objekt Oumuamua (Hawaiianisch für Kundschafter oder Bote) war vor rund zwei Jahren von einem Teleskop beobachtet worden, wie es das Sonnensystem durchquerte. Er unterscheidet sich von bekannten Kometen oder Asteroiden insbesondere durch sein Bewegungsmuster. Vor allem die Laufbahn ist laut den Jülicher Forschern ungewöhnlich.
Kein Gas
So beschleunigt Oumuamua in der Richtung seiner Laufbahn, was für Kometen typisch ist. Er stößt dabei aber kein Gas aus, wie diese es bei Annäherung an die Sonne normalerweise tun. Bereits in früheren Untersuchungen waren Experten zu dem Schluss gekommen, dass es sich um einen "Besucher" aus den interstellaren Tiefen des Weltraums handelt, der irgendwie seinen Weg in unser Sonnensystem fand.
Für die in der Fachzeitschrift "Nature Astronomy" veröffentlichte Studie prüfte ein internationales Wissenschafterteam unter Beteiligung der Jülicher Forscher nun noch einmal systematisch alle vorhandenen Erkenntnisse über Oumuamua. Dabei kamen die Forscher zu dem Schluss, dass es nicht nötig ist, etwa auf gewagtere Theorien von einem außerirdischen Raumschiff zurückzugreifen. Dies hatten Experten vereinzelt öffentlich getan.
Ungewöhnliche Eigenschaften
"Es ist nur natürlich, dass Oumuamua ungewöhnliche Eigenschaften hat", erklärte die Astrophysikerin Susanne Pfalzner von Jülich Supercomputing Centre, die zu dem Autorenteam der Untersuchung gehörte. "Unsere Analyse deutet darauf hin, dass es natürliche Phänomene gibt, die dies erklären könnten." Eine Theorie sei, dass Oumuamua von einem Gasriesen in einem anderen Sonnensystem stamme.
Pfalzner verwies dabei auf aktuelle wissenschaftliche Modelle, wonach die sogenannte Oortsche Wolke in den äußeren Randbereichen unseres Sonnensystems durch Gesteinsbrocken vom Gasriesen-Planeten Jupiter entstanden sein könnten. Aus dieser stammen demnach Kometen, die ins Sonnensystem eindringen. Oumuamua könnte aus einer ähnlichen Wolke in einem anderen Sonnensystem stammen und aus irgendwelchen Gründen der Anziehungskraft seines Heimatsterns entkommen sein.