Nein, man kann nicht behaupten, dass in dieser Welt ein Mangel an Werbung und verkaufsorientierten Botschaften bestehen würde. Die multimedial ausgerichtete und mittlerweile seit vielen Jahren durchdigtalisierte Welt gibt der Wirtschaft beinahe unlimitierte Möglichkeiten, Produkte anzupreisen. Der Verbraucher hat kaum Fluchtmöglichkeiten.
"Eine neue mediale Ära"
Eine Fläche, die bislang von Werbung noch weitgehend frei blieb (sieht man von den früher einmal recht beliebten Kleinflugzeugen, die Transparente nachziehen, einmal ab), ist täglich in unserem Blickfeld, riesig und (noch) relativ frei verfügbar. Der Himmel über uns. Das russische Start-up Startrocket will unter dem Slogan "A new era of media in your sky tomorrow" ("eine neue mediale Ära in Deinem Himmel von morgen") ein innovatives Format anbieten. Künftig soll auch am Nachthimmel Werbung erstrahlen. Dem Konsumenten soll ein neues Licht aufgehen, sozusagen.
Ermöglichen will man dies über solarbetriebene Minisatelliten namens "Cubesat", die in einen niedrigen Erdorbit (400 bis 500 Kilometer Höhe) geschossen werden sollen. Diese kleinen Flugkörper sollen sich auf Kommando zu Botschaften und Logos formieren, das einstrahlende Sonnenlicht reflektieren und so den Nachthimmel jeweils ein paar Minuten Minuten lang erhellen. Erreichen könnte man auf diese Weise Milliarden Menschen, theoretisch die gesamte Erdbevölkerung - klares Wetter vorausgesetzt. Die Botschaften würden für Beobachter problemlos zu sehen sein und gemächlich, aber werbewirksam über den Horizont wandern. Produktplatzierung statt Sternbildern? Ob die Sache rechtlich gedeckt ist, bleib vorerst fraglich, hier dürfte es einige regulative Bedenken geben.
Bereits jetzt massive Lichtverschmutzung
Lichtsmog ist zudem ein wachsendes Problem in vielen Gebieten der Erde. Die Auswirkung von solcher Verschmutzung ist wissenschaftlich erwiesen, beeinflusst z.B. Schlaf- und Biorhythmus. Vom Grausen, das ein durch Werbung verschandelter Himmel auslösen würde, einmal ganz zu schweigen. Und dann wäre da noch die Angelegenheit mit dem Weltraumschrott: Schon jetzt schwirren laut Schätzungen der NASA weit über 20.000 Objekte um die Erde - meist leblose Satelliten und alte Raketenrelikte. Etwa 1500 bis 1600 Satelliten bewegen sich in einer nahen Umlaufbahn, wie erst jetzt Experten Experten auf einer Konferenz der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Darmstadt bestätigten.
Die Russen bleiben indes hartnäckig: Bereits Anfang 2021 soll ein Testflug mit Probebetrieb erfolgen.