Die Super-Brücke ist 55 Kilometer lang und verbindet die asiatische Wirtschafts- und Finanzmetropole Hongkong mit dem Spielerparadies Macao und der südchinesischen Sonderwirtschaftszone Zhuhai. So weit so gut. Doch das Megaprojekt, das am Dienstag von Staats-und Parteichef Xi Jinping feierlich eröffnet worden ist, hat bisher die Menschen in Politik und Wirtschaft eher entzweit als geeint. Hier ein paar der wichtigsten Gründe dafür:

Souveränität: Peking hat der Sonderverwaltungszone Hongkong zwar bis 2047 weiterhin viele Autonomierechte zugesichert. Die britische Kronkolonie war vor 21 Jahren an China zurückgegeben worden. Aufgrund der neuen Anbindung durch die Brücke befürchten Liberale auch eine stärkere "Kontrolle" durch das autoritär geführte China. Viele der sieben Millionen Einwohner Hongkongs haben Angst vor einer stärkeren Integration in die Volksrepublik und möchten lieber ihre Insellage und Sonderrolle bewahren.

Zu hohe Kosten: Die Kosten für die Brücke belaufen sich auf 15 Milliarden Euro. Das ist um eine Milliarde mehr als geplant. "Das ganze Ding ist überflüssig", sagte die oppositionelle demokratische Abgeordnete des Legislativrates, Claudia Mo, die sich auch an den stetig gestiegenen Kosten stößt. "Wir haben Verbindungen zu Lande, zur See und in der Luft, in jeder Weise wie wir wollen. Warum brauchen wir zusätzlich eine Brücke?". Auch mangelnde Transparenz und Korruption beim Bau wird beklagt.

Bauverzögerungen: Die Idee für die Brücke wurde bereits in den 1980er Jahren geboren. Der erste Spatenstich erfolgte 2009. Der Bau der Brücke dauerte mit neun Jahren viel länger als ursprünglich geplant. Zudem wird die wichtigste Zufahrtsstraße der Brücke zum Hongkonger Hafen erst nächstes Jahr fertiggestellt, was zum Streit über das Projekt noch beiträgt. Es wird befürchtet, dass die bestehenden Straßen durch den zusätzlichen Verkehr überlastet werden. Hongkong ist einer der größten Containerhäfen weltweit. Um die Brücke so schnell wie möglich fertig zu stellen, sollen sogar Sicherheitsverstöße akzeptiert worden sein.

Todesopfer: Allein auf der Hongkonger Seite sind zehn tote Arbeiter während der Bauarbeiten zu beklagen.

Nicht wirklich freie Fahrt: Vom Hongkonger Containerhafen aus ist Zhuhai am chinesischen Festland künftig innerhalb von 75 Minuten zu erreichen. Allerdings darf die Brücke mit dem eigenen Auto nur mit Sondergenehmigungen befahren werden. Die meisten Reisenden müssen spezielle Busse nehmen, um die Brücke überhaupt nutzen zu können. In Hongkong herrscht nach britischem Vorbild nämlich Linksverkehr, auf Chinas Festland Rechtsverkehr. Wer also die Brücke nutzen möchte braucht einen eigenen Führerschein und eigenen Versicherungen für beide Seiten. Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen haben nur 30.000 von 7,4 Millionen Einwohnern Hongkong und 108 Millionen Einwohnern des Festlandes beides.

Gefahr für die Natur: Um 40 Prozent geschrumpft ist die Population des bedrohten und sehr seltenen weißen Delfins laut Delfinschutz-Gesellschaft im Meeresgebiet vor Ort. Der eigentlich eher pinkfarbene Delfin ist ein Symbol Hongkongs und war 1997 auch das offizielle Maskottchen für die Rückgabe an China. Im Zuge der Bauarbeiten für die Superbrücke hat er sich immer weiter aus Hongkongs Gewässern zurückgezogen.