Während der rund zwei Jahre, die die Raumsonde Rosetta den Kometen 67P/Tschurjomov-Gerasimenko begleitet hat, haben ihre Kamerasysteme intensiv dessen Oberfläche beobachtet. Ein internationales Team mit Beteiligung der Uni Bern berichtet nun von den teils rasanten Veränderungen, die Tschuri auf seinem Weg durchlaufen hat.
Vergangenen September ging die Reise der Raumsonde Rosetta mit einer geplanten Bruchlandung auf Tschuri zu Ende. Der Komet wird die an der Mission beteiligten Forscherteams aber noch lange beschäftigen: Haufenweise Daten gilt es noch im Detail zu studieren.
Ein internationales Team hat die Daten des Kamerasystems OSIRIS an Bord der Sonde ausgewertet, das die Oberfläche des Kometen von Dezember 2014 bis Juni 2016 wiederholt in hoher Auflösung abgebildet hat. Nun berichten die Forschenden in zwei Fachpublikation von den zahlreichen Veränderungen, die Tschuris Äusseres unter Rosettas wachsamem Auge durchlief.
Spektakuläre Ausbrüche
Besonders spektakulär waren beispielsweise Ausbrüche, die sich plötzlich als große Staubwolken von seiner Oberfläche erhoben. Dank "Vorher-Nachher" Bildsequenzen konnten die Forschenden nun beweisen, dass ein solcher Ausbruch im Juli 2015 durch einen Hangrutsch ausgelöst wurde. Beim Ausbruch sei das hell scheinende Wassereis unter der Kometenoberfläche zum Vorschein gekommen, berichten die Forscher im Fachblatt "Nature Astronomy".
Zwar wurde bereits vermutet, dass Gesteinsrutsche solche Kometenausbrüche auslösen. Es gab jedoch bisher keinen Beweis für den direkten Zusammenhang, wie das Fachblatt in einer Mitteilung schrieb.
Im Fachjournal "Science" berichtet das internationale Team um Mohamed Ramy El-Maarry von der Uni Bern von Verwitterung und Erosion, dem Abstürzen von Klippen und anderen rasanten Veränderungen, während Tschuri sich auf den sonnennächsten Punkt (Perihelion) seiner Umlaufbahn zu und nachher wieder davon weg bewegte.
Steilhänge hätten sich nahe dem Perihelion an einer Stelle fast fünfeinhalb Meter pro Tag zurückgezogen, schrieb das Fachblatt in einer Medieninformation. Andernorts entstanden während drei Monaten wellenartige Strukturen von rund 100 Metern Durchmesser, verschwanden wieder und bildeten sich neu.
Rekonstruktion der Geschichte
Diese Beobachtungen helfen den Forschenden, abzuschätzen, wie schnell und wie stark sich Tschuris Oberfläche verändert. Daraus können sie beispielsweise schließen, dass die größeren Formationen der Kometenlandschaft schon seit vielen Sonnenumläufen existieren. Es ist ein weiteres Puzzlestück, um die Geschichte von Kometen wie Tschuri zu rekonstruieren.
In der Vergangenheit hatten Forscher bereits berichtet, dass der Komet Edelgase und Schlüsselmoleküle für die Entstehung von Leben enthält. Die Rolle, die Kometen wie Tschuri bei der Entstehung des Lebens auf der Erde spielten, ist eine der großen Fragen der Rosetta-Mission.