Die Geschichte rund um eine von einer Tiroler Spedition angeblich "versehentlich" ins norddeutsche statt Tiroler Seefeld transportierte Pistenraupe war ein "PR-Gag". Ausgeheckt wurde das Ganze offenbar vom Tourismusverband Olympiaregion Seefeld selbst, inszeniert "für Werbezwecke" von einer Agentur. Zahlreiche Medien berichteten darüber, die Verantwortlichen blieben tagelang bei der Unwahrheit.
Begleitet wurde die ganze Aktion von Anfang an von einem Filmteam, schilderte ein Innsbrucker Kabarettist, der für den "Werbefilm" in die Rolle des verzweifelten Lkw-Fahrers "Zlatko J." schlüpfte, der "Tiroler Tageszeitung" (Montagsausgabe). Dieser wurde laut eigenen Angaben von der Agentur für die Rolle des tollpatschigen Fahrers gebucht.
Im "falschen Seefeld", bei Bad Oldesloe zwischen Lübeck und Hamburg gelegen, angekommen, habe sich dann einer der Produzenten als Leserreporter ausgegeben und der "Bild"-Zeitung das Foto von "Zlatko" gemailt. Dafür sei der falsche Reporter sogar von der Zeitung für die Fotorechte bezahlt worden. Das Foto des "verloren gegangenen" Pistenbullys wurde im Internet gepostet.
Geschichte ging durch die Medien
Die Geschichte schlug inzwischen national und international hohe Wellen, sogar das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Deutschland berichtete darüber. TVB Seefeld-Geschäftsführer Elias Walser hielt die inszenierte Story auf Medienanfragen hin aufrecht.
Ursprünglich sei geplant gewesen, dass er am Freitag bei der Ankunft der Pistenraupe in Seefeld aus dem Lkw aussteige und sage "Hallo, ich bin's, der Zlatko' und dann das Ganze auflöse", so der Kabarettist. Doch die Auflösung habe vorerst nicht stattgefunden. "Die Aktion ist immer größer geworden und irgendwann aus dem Ruder gelaufen", sagte Walser dem Norddeutschen Rundfunk (NDR). Auf mehrmaliges Nachfragen, ob sich die Irrfahrt tatsächlich so zugetragen habe oder nur eine Inszenierung für Gratis-Werbung sei, sei der TVB-Chef laut "TT" bei seiner Version geblieben und habe zudem weitere Details erfunden.
Am Freitag wurde vom Tourismusverband eine "Welcome-Party" für den vermissten Pistenbully inszeniert. Am Sonntagabend kam es schließlich zur Auflösung der PR-Geschichte. Auf der Facebook-Seite des Tourismusverbandes war vom "großen Märchen der kleinen Seefelder Pistenraupe" zu lesen. "Wie es eine kleine Pistenraupe in die große, weite Medienwelt geschafft hat. Was als Social Media Geschichte zum Schmunzeln geplant war, entwickelte sich zu einem unglaublichen Medienhit. Ein herzliches Dankeschön an alle Mitwirkenden die bis zum heutigen Tag der Geheimnislüftung durchgehalten und Stillschweigen bewahrt haben. Am Ende der Geschich't, bleibt ein Lächeln im Gesicht", hieß es weiters.
Weniger gelächelt wird indes bei der Tirol Werbung. "Es war gut gemeint, aber schlecht getroffen", sagte ein Sprecher zur APA. Die Seefelder hätten zwar ihr "Ziel erreicht" und "große Aufmerksamkeit" erzielt, aber in der Tirol Werbung lege man großen Wert auf "Authentizität und Ehrlichkeit". "Wir hoffen nicht, dass es zu einem Imageschaden kommt und das Ganze negativ auf den gesamten Tiroler Tourismus zurückfällt", sagte der Sprecher. Künftige Aussagen der Seefelder Touristiker würden wohl, vor allem von internationalen Medien, kritisch aufgefasst werden, befürchtete man negative Folgen. Für die Tirol Werbung wäre so etwas jedenfalls nicht infrage gekommen.
Ausmaß unterschätzt
"Es ist ja niemand zu Schaden gekommen", meinte hingegen TVB-Geschäftsführer Walser gegenüber der APA. Man habe auch nie gedacht, dass das Ganze derartige Ausmaße annehme. Walser betonte gleichzeitig, dass der TVB keine offizielle Presseaussendung zu der Causa verschickt, also nicht bewusst eine Falschmeldung verbreitet habe. Stattdessen habe die Story durch ein privates Facebook-Posting seinerseits ihren Ausgang genommen. Er sei überrascht und verwundert, dass die Geschichte von so vielen Medien und Journalisten "unreflektiert" übernommen worden sei. "Und jeder sie haben wollte", erklärte der Touristiker. Walser verwies gleichzeitig darauf, dass es auch Medien gegeben habe, die die "Pistenraupen"-Story quasi als Fake erkannt hätten. Er übernehme jedenfalls die Verantwortung, meinte der Geschäftsführer.
Ein tatsächlich lustiges Detail am Rande: Laut dem "falschen Lkw-Fahrer" verfuhr sich das Filmteam auf dem Weg ins "falsche Seefeld" und landete in einem anderen, weiteren Seefeld. Denn auch in Norddeutschland gebe es nicht nur ein Seefeld.