Das Gurgler Eisjoch in Südtirol hat einen Schneeschuh freigegeben, der älter als die Gletschermumie Ötzi ist. Dies ergaben zwei Radiokarbonbestimmungen, berichteten die Verantwortlichen bei der Präsentation am Montag am Sitz des Landesamtes für Bodendenkmäler in Bozen. Der Fund, den das Eis bereits 2003 freigegeben hatte, stammt aus der Jungsteinzeit - aus der Zeit zwischen 3800 und 3700 v.Chr.
Bei Vermessungsarbeiten entdeckt
Gefunden wurde der aus Birkenholz gefertigte Schneeschuh bei Vermessungsarbeiten des Militärs am Gurgler Eisjoch im hinteren Pfossental auf 3.134 Metern Höhe. Kartograf Simone Bartolini entdeckte ihn am 5. August 2003 an einer vom Gletscher freigegebenen Stelle. Bei den Vermessungsarbeiten sei er auf den Gegenstand aufmerksam geworden und habe ihn als Andenken mitgenommen, berichtete Bartolini. Er habe ihn für einen bäuerlichen Gegenstand gehalten und keine Ahnung gehabt, dass der Fund von archäologischer Bedeutung sei.
Da er ihn zu Hause nicht aufhängen konnte, habe er ihn kurzerhand in einen Leinenstoff und in eine Papiertüte gepackt und wieder mit ins Büro genommen. Dort hängte er ihn an einen Kleiderständer, wo er zunächst sein Dasein fristete. Erst im Jänner 2015 habe er an einer Gletscher-Tagung teilgenommen und dabei der Direktorin des Archäologiemuseums, Angelika Fleckinger, von dem Fund erzählt, so Bartolini. Fleckinger habe ihn daraufhin gebeten, ihr ein Foto zu schicken. Die offizielle Übergabe ging im Juli 2015 über die Bühne. Anschließend folgten wissenschaftliche Untersuchungen.
Rund 1,5 Meter langer Birkenast
Wie Catrin Marzoli, die Direktorin des Landesamtes für Bodendenkmäler erklärte, sollen an der Fundstelle Untersuchungen und gegebenenfalls auch systematische Nachgrabungen durchgeführt werden. Der Schneeschuh selbst besteht aus einem rund 1,5 Meter langen Birkenast, der zu einem rund-ovalen Rahmen gebogen wurde. Der Durchmesser beträgt 32 Zentimeter. Im Inneren sind mehre Stränge gespannt. Marzoli unterstrich, dass es sich um den ältesten bisher bekannten Schneeschuh handelt. Allerdings seien Schneeschuhe von nahezu identischer Bauart noch bis vor wenigen Jahren von den Bauern in Südtirol verwendet worden.
Ötzi kam um 3200 vor Christus am Tisenjoch ums Leben. Der Fund der Gletschermumie Ötzi jährt sich heuer zum 25. Mal. Der Mann aus dem Eis war am 19. September 1991 in den Ötztaler Alpen im Grenzgebiet von Italien und Österreich gefunden worden. Das deutsche Ehepaar Erika und Helmut Simon stieß damals in 3.210 Metern Höhe im Bereich des Tisenjochs auf die 5.300 Jahre alte Leiche aus der Jungsteinzeit.