Ob Internethändler, Züchter, Kofferraumverkäufer oder Zoofachhandel. Die Verlockung spontan eines der süßen Hundewelpen oder Katzenbabys zu kaufen ist groß. Seit der Straßenverkauf in Österreich illegal ist, blüht der Internethandel, obwohl die daraus resultierenden Probleme hinlänglich bekannt sind. Aber auch Zoofachhandel und Züchter lehnt die Tierschutzorganisation Pfotenhilfe strikt ab, solange auch nur ein einziges Tier im Tierheim sehnsüchtig auf ein liebevolles Zuhause wartet.
Unüberlegt ist meist teuer
Das Tierheim der Pfotenhilfe in Lochen (Grenzgebiet OÖ/Sbg.) übernimmt immer wieder Opfer unüberlegter Anschaffungen. Tierheime stellen bei Vergaben meist kritische Fragen, weil sie verhindern wollen, dass die oft aus schlechten Verhältnissen stammenden Tiere vom Regen in die Traufe kommen. Weil sich die Interessenten auch Zeit nehmen müssen um ihr künftiges Familienmitglied kennenzulernen, wählen leider viel zu viele Menschen den einfacheren Weg und greifen zum Zuchttier – dass sie dieser unüberlegte Schritt nicht nur beim Kaufpreis teuer zu stehen kommt, erkennen sie erst wenn es schon zu spät ist.
Reinrassiger Labrador war Mischling
„Die Fälle, mit denen wir konfrontiert sind, sind oft so unglaublich“, erzählt Pfotenhilfe-Obfrau Johanna Stadler. „Jüngster Fall: eine 19-jährige Mattighofenerin kauft übers Internet um 500 Euro einen angeblich reinrassigen Labrador mit bosnischem Impfpass, der sich als nur fünf Wochen junger Welpe einer Mischlingshündin entpuppt. Einen Tag später bekommt die 19-jährige betrogene Käuferin auch noch Probleme mit ihrem Vermieter und bringt die kleine ‚Heidi‘ entnervt zu uns.“ Mitten in der Prägungsphase aus Profitgründen der Mutter entrissen weiß das Baby nicht wie ihr geschieht – aber Glück im Unglück, denn in der Pfotenhilfe Lochen ist sie von einer Amme, einem Welpen und einem ganzen Rudel freundlichst aufgenommen und umsorgt worden.
Tierfreunde gehen ins Tierheim
Wahre Tierfreunde würden niemals egoistisch ein extra für ihren Geschmack gezüchtetes Tier kaufen. Sie gehen ins Tierheim, weil sie in erster Linie einem Tier helfen und ihm eine zweite Chance geben wollen. Dass das neue Familienmitglied viel Freude und eine echte, ehrliche Freundschaft bringt, ist für sie ein angenehmer Nebeneffekt, aber nicht der Entscheidungsgrund. Äußerst kritisch sieht Stadler auch die Fixierung auf bestimmte Rassen. „Diese oder jene erwünschten Eigenschaften sind eine Frage des liebevollen Umgangs, nicht der Rasse“, so Stadler. „Auch die hauptsächlich auf Jungtiere fokussierten Anfragen sind für uns nicht nachvollziehbar. Erwachsene Tiere sind viel einfacher zu handhaben, bereits stubenrein und charakterlich gefestigt, zerbeißen Möbel und Kabel nicht, und trotzdem warten sie oft Jahre oder sogar bis zum Tod im Tierheim. In der Pfotenhilfe Lochen genießen sie zwar ein Schlaraffenland, aber den Familienanschluss, den gerade Hunde benötigen, können wir ihnen teilweise nicht bieten.“
Tiergeschenke oft böse Überraschungen
„Ein weiteres Problem sind Tiergeschenke zu allen möglichen Anlässen: Minischweine, glattrasierte Miniponys oder gefärbte Schafe zur Hochzeit oder zum Geburtstag – bitte denken Sie nicht einmal daran, denn die unfreiwillig Beschenkten wissen meist nichts mit den Tieren anzufangen und die Opfer landen auf der Straße, beim Schlachter oder bestenfalls in Tierheimen und Gnadenhöfen“, appelliert Stadler.
Ethisch und moralisch unvertretbar
Zusammenfassend kann man nur raten, die Entscheidung für ein Tier erst nach Abwägung und Diskussion aller Vor- und Nachteile mit allen Beteiligten, und möglichst auch erst nach Beratungsgesprächen und Informationsbeschaffung durch Fachliteratur zu treffen. Denn wer sich für ein Tier entscheidet, übernimmt damit viel Verantwortung für zumindest einige Jahre und sollte sowohl stabile Familienverhältnisse als auch einen finanziellen Polster haben. Ansonsten kann man - abgesehen von ethischen und moralischen Bedenken – auch schnell mit dem Tierschutzgesetz oder sogar dem Strafgesetzbuch in Konflikt kommen.