15 Jahre lange wurde der brüchig gewordene Fels unter der Hütte stabilisiert und das Gebäude schrittweise mit moderner Umwelttechnik ausgestattet. Am Dienstag wurde das Ende der Arbeiten mit einem Festakt an der Glocknerstraße gefeiert.Dabei hing die Zukunft der Hütte schon einmal an einem seidenen Faden.
Vor allem die von der Behörde vorgeschriebene Kläranlage konnte vom Eigentümer - dem Österreichischen Alpenklub (ÖAK) - nicht alleine finanziert werden. Dabei ist der alpinistische Stellenwert der Schutzhütte unbestritten. "Sie ist ein erstklassiger Stützpunkt für die Besteigung des Großglockners - und bei Rettungseinsätzen der Stützpunkt für die Bergrettung schlechthin", sagte ÖAK-Präsident Johannes Bauer im APA-Gespräch.
Insgesamt dürften in die Generalsanierung letztlich 2,5 bis 2,7 Millionen Euro geflossen sein - mit maßgeblicher Unterstützung von Bund, den Ländern Kärnten, Tirol und Salzburg und der Großglockner Hochalpenstraßen AG.
Die lange Bauzeit war dabei nicht außergewöhnlich: Arbeiten in großer Höhe unterscheiden sich klar von den Gegebenheiten im Tal. "Die Bauzeit war auf die Monate Juli, August und September beschränkt. Aber auch da kann das Wetter einmal 14 Tage durchgehend schlecht sein", erklärte Gottfried Steinbacher, der mit seinem Ziviltechnikbüro die Arbeiten geplant hat. "Dann galt es, das passende Material für diese Höhe zu finden, und Firmen, die die Arbeiten umsetzen können." Es gibt zwar eine Materialseilbahn, die könne aber nur 200 bis 300 Kilogramm transportieren. "Darum wurden viele Anlagen im Tal vorgefertigt und auf den Berg geflogen."
Begonnen hat die aufwendige Sanierung im Jahr 2000. Wegen des Druck des Gletschers und dem zunehmenden Auftauen des Permafrostbodens mussten zunächst drei Sommer lang Anker und Pfähle in den Boden gesetzt werden, um den Untergrund zu stabilisieren. Danach wurde die Energie- und Wasserversorgung erneuert. Ein neues Blockheizkraftwerk erzeugt Strom, eine Solaranlage am Dach sorgt für Warmwasser. Wasser speist sich aus dem Regen, dem Gletscher und aus der Schneeschmelze und wird in Nirosta-Tanks gespeichert. "Es wird über eine UV-Anlage mehrfach desinfiziert und ist hygienisch einwandfrei", sagte Steinbacher.
Errichtet wurden sogenannte Inselsysteme, die ihre Umgebung so wenig wie möglich belasten. Das betrifft besonders die Toiletten. Die Zeiten, wo Bergsteiger am Donnerbalken hinter einem Felsbrocken ihr Geschäft verrichteten oder Wanderer eilig das Plumpsklo aufsuchten, sind lange vorbei. Die Auflagen sind im Grunde die gleichen wie im Tal, auch wenn für Extremlagen Abstriche gelten.
Die Klos auf der Erzherzog-Johann-Hütte sind heute Trockentoiletten ohne Wasserspülung. Die Fäkalien sickern zu Boden, alles Flüssige läuft über. Während das Wasser in ein Klärbecken abfließt, werden die gesammelten Feststoffe in Säcke geleitet und die Flüssigkeit herausgepresst. Die Feststoffe bleiben im Sack und trocken über den Winter. Dabei verlieren sie massiv an Gewicht. Im Frühsommer wird der Klärschlamm dann ausgeflogen. "Pro Jahr fallen so zwischen 10 und 15 Säcke an", erklärte Steinbacher. Und: "Wir kommen auf eine Reinigungsleistung von 95 Prozent."
Die neue Kläranlage sei auch das, was vielen Gästen am angenehmsten aufgefallen sei. "Es stinkt nicht mehr aus den Klos heraus, so wie früher. Außerdem ist der Abtransport der Fäkalien für den Hüttenwirt mit viel weniger Aufwand verbunden. Wenn der Hubschrauber kommt, schiebt er die getrockneten Säcke einfach ins Freie."
In den Jahren 2014 und 2015 erfolgten schließlich die letzten, nach außen hin aber sichtbarsten Sanierungsschritte. Die Außenwände wurden abgetragen und mit Vollholzwänden mit Holzfaser-Dämmung ersetzt, die Fassade mit Lärchenschindeln versehen. Aktuell verfügt die Hütte über 141 Schlafplätze, sie ist diesen Sommer von 18. Juni bis 2. Oktober 2016 geöffnet. Laut ÖAK-Präsident Bauer fallen pro Saison im Schnitt 4.300 bis 4.400 Nächtigungen an.
Die Erzherzog-Johann-Hütte ist die einzige Hütte des Österreichischen Alpenklubs. Die Landesgrenze zwischen Kärnten und Tirol verläuft direkt durch sie. Dem Verein, der aktuell aus rund 350 Mitgliedern besteht, gehören auch die zwei insgesamt 114 Quadratmeter großen Gipfel-Parzellen des Großglockners (3.798 Meter). Die erste Hütte auf der Adlersruhe wurde übrigens am 18. August 1880 eröffnet - mit einer Grundrissfläche von nur drei mal sechs Metern.