Die Feuer, die in Europas Wäldern im vergangenen Sommer wüteten, waren verheerend. Allein in Spanien wurden 306.000 Hektar zerstört. Die EU-Umweltagentur EEA spricht mit Blick auf den Sommer 2022 von der zweitschlimmsten Waldbrandsaison seit der Jahrtausendwende. Was also tun besonders betroffene Länder in Europa in Zeiten der Klimakrise, um sich vor einem erneuten Waldbrand-Sommer zu schützen und besser auf den Notfall vorbereitet zu sein?
Europa setzt auf unterschiedliche Maßnahmen
Mehr Ausrüstung: Ohne die richtige Ausrüstung geht es nicht. Etliche Länder haben nach schlimmen Waldbränden aufgerüstet – so etwa Griechenland, das derzeit über rund 90 Löschhubschrauber und -flugzeuge verfügt. Auch Portugals Regierung setzt auf die Aufrüstung der Brandbekämpfungseinheiten mit neuen Flugzeugen und Helikoptern sowie Löschfahrzeugen und Schutzkleidung. In der Türkei ist man auf mögliche Brände allein in der bei Touristen beliebten Region Antalya in diesem Jahr mit sechs Löschflugzeugen und 250 Saisonarbeitern vorbereitet. Der italienische Zivilschutz hat von Juli an 14 Löschflugzeuge vom Typ Canadair, zwei kleinere Fire-Boss-Flieger, fünf große Löschhelikopter und 13 weitere Hubschrauber im Einsatz, die über das ganze Land verteilt zu Einsätzen anrücken können.
In Deutschland haben die besonders betroffenen Regionen ebenfalls neue Löschfahrzeuge beschafft: So hat Niedersachsen vier neue Spezialfahrzeuge in Dienst genommen, die von vier neuen Landeseinheiten zur Vegetationsbrandbekämpfung in der Heide und im Harz eingesetzt werden. Im Sommer dieses Jahres kommen erstmals angemietete Löschflugzeuge zum Einsatz, zudem werden die Kreisfeuerwehren mit neuem Material ausgestattet. In Mecklenburg-Vorpommern wurden mehrere geländegängige Löschfahrzeuge und weitere moderne Technik beschafft.
Der Wald ist tabu: Damit es gar nicht erst zu Bränden kommt, ist in der Türkei in den Hochsommermonaten der Zugang zu den Wäldern in den meisten Provinzen des Landes untersagt. In Frankreich dürfen bei hoher Waldbrandgefahr mancherorts auch keine Land- und Waldwege betreten oder befahren werden. "Die meisten Waldbrände in Europa werden durch menschliche Aktivitäten ausgelöst, aber die klimatischen Bedingungen – trockene und heiße Phasen mit starken Winden – bestimmen ihre Intensität und Auswirkungen", erklärt die EU-Umweltagentur EEA.
Im Zuge der globalen Erwärmung steigt in vielen Regionen die Waldbrandgefahr, wie etwa der Weltklimarat IPCC festgestellt hat. Zwar kann ein wärmeres Klima dazu beitragen, dass mehr Wasser vom Himmel fällt, auch häufiger in Form von Starkregen. Die Zeiträume ohne Niederschläge werden aber teils länger. Und gerade in ohnehin trockenen Gebieten steigt die Gefahr von Dürreperioden. In extrem trockener Vegetation können sich Waldbrände schneller ausbreiten.
Früher aktiv werden: Nach den verheerenden Feuern 2022 hat die Regierung in Madrid den Nationalen Aktionsplan gegen Waldbrände dieses Jahr um etwa eineinhalb Monate auf Ende April vorgezogen. Dabei geht es vor allem um die zentrale Erfassung und Überwachung von Waldbränden sowie um die Aktivierung zentralstaatlicher Einsatzkräfte wie die sogenannten schnellen Brigaden für Waldbrandbekämpfung, die mit ihren Helikoptern schnell landesweit eingreifen können. Außerdem um große Löschflugzeuge, die von der Sondereinheit der Streitkräfte für Katastrophenfälle betrieben werden.
In Spanien stehen landesweit etwa 25.000 professionelle Brandbekämpfer bereit. Doch häufig wird kritisiert, dass sie nur im Frühjahr und Sommer beschäftigt werden, wenn es erfahrungsgemäß die meisten Brände gibt. Im Winter, wenn die Wälder von Totholz und Biomasse gesäubert werden müssten, stünden zu wenige Kräfte zur Verfügung. "Wenn man im Winter im Wald nicht aufräumt, helfen einem im Sommer auch eine Million Brandbekämpfer nichts", zitierte die Zeitung "El Mundo" einen Feuerwehrmann.
Früherkennung: Der Landkreis Harz, ein Schwerpunkt von Waldbränden in Sachsen-Anhalt, setzt neuerdings auf eine Früherkennung per Satellit. Portugal will dafür Radare installieren. Frankreich hat in Drohnen und Wärmebildkameras investiert.
Aufklärung: Um Waldbränden vorzubeugen, hat Rom seine Provinzen und Regionen aufgefordert, die Italiener mit umfangreichen Kampagnen aufzuklären: etwa, was bei offenen Feuern zu beachten ist, dass man nicht auf trockenem Gras sein Auto parken soll und welche Gefahren lauern, wenn jemand Zigarettenstummel in der Natur wegwirft. Auch Spanien informiert seine Bürgerinnen und Bürger über Gefahren und das richtige Verhalten, falls es in der Nähe brennt: So sollen sich Menschen in gefährdeten Regionen vorab über Fluchtwege informieren, wichtige Papiere und Handys griffbereit haben und auch daran denken, wie sie im Notfall Haustiere und Vieh in Sicherheit bringen können.
Portugal will seine Bevölkerung ebenfalls für die Gefahren sensibilisieren und auch der türkische Katastrophenschutzdienst Afad veranstaltet gezielte Weiterbildungen für das richtige Verhalten im Brandfall.
Wetterbericht für den Wald: In Frankreich gibt es seit Anfang Juni vom Wetterdienst Météo France einen Waldwetterbericht. Veröffentlicht werden täglich Karten, auf denen die Brandgefahr in den Départements für die nächsten zwei Tage dargestellt ist. Ziel ist es, dass die Bevölkerung ihr Verhalten an das Brandrisiko anpasst.