Summ, summ, summ – das Lieblingsgeräusch der Imkerinnen und Imker. Rund um den Stock wuselt es am Welttag der Biene am 20. Mai. Denn in der Bienenwelt herrscht gerade Hochsaison. Imkermeisterin Wilma Scherjau hat gerade jetzt am meisten zu tun. "Ab Februar beginnt die Aufwärtsbewegung bei der Entwicklung des Bienenvolkes, die Königin legt bis zu 2000 Eier am Tag. Zwischen Mai und Juni erreicht diese ihren Höhepunkt", erklärt die Expertin, seit 30 Jahren betreiben sie und ihr Mann in Seiersberg-Pirka bei Graz gemeinsam eine Imkerei. 250 Völker nennt die Familie ihr Eigen. Pro Volk sind das in der Hochzeit bis zu 60.000 Bienen "Im Winter sind es weniger, da variiert die Zahl zwischen 12.000 und 20.000."

Wer zum Taschenrechner gegriffen hat, weiß nun, dass Familie Scherjau in den Sommermonaten 15 Millionen Bienen zu versorgen hat – ein Vollzeitjob. "Trotzdem fühlt es sich für mich immer noch an wie ein Hobby", sagt sie. Guter Bio-Honig braucht nämlich Zeit zu reifen, um sein volles Potenzial zu entfalten. "Er muss lang genug von den Bienen verarbeitet werden, um wirklich hohe Qualität zu haben", sagt Scherjau. Aus 80 Prozent Wasser besteht der Nektar, den die Sammelbienen, die circa ein Drittel eines Volkes ausmachen, in den Stock transportieren. Der fertige Honig hat im besten Fall einen Wassergehalt von 16 bis 17 Prozent. "Dass der Honig fertig ist, sieht man daran, wenn die Waben komplett verschlossen oder, wie wir sagen, verdeckelt sind."

Wilma Scherjau zeigt die unterschiedlichen Waben: 1. Eine unbebaute Mittelplatte, die den Bienen als Bauhilfe dient, 2. leere, geschleuderte Waben, 3. verschlossene Honigwaben
Wilma Scherjau zeigt die unterschiedlichen Waben: 1. Eine unbebaute Mittelplatte, die den Bienen als Bauhilfe dient, 2. leere, geschleuderte Waben, 3. verschlossene Honigwaben © Juergen Fuchs

Ein Blick in den Bienenstock

Doch wie sieht der Weg von der Blüte bis zum fertigen Honig im Glas eigentlich aus? Es ist eine eigene Wissenschaft, weiß Scherjau. Eine Biene im Stock nimmt in ihrem Leben unterschiedliche Rollen ein (siehe Infokasten). Von der Putzbiene zur Ammenbiene, bis hin zur Bau- und Wächterbiene steigen die Bienen auf, ehe sie als Sammelbienen den Stock verlassen und auf Nahrungssuche gehen dürfen.

Aus mindestens drei Einheiten besteht ein Bienenstock, also eine Beute. "Einzelne Einheiten können dazugegeben und wieder entfernt werden", sagt Scherjau. Zwei Einheiten sind ausschließlich den Bienen vorbehalten, dort werden die Tiere herangezogen. "In der dritten Einheit wird der Honig produziert, den wir dann auch ernten. Vor allem im Sommer sind die Waben aber oft voll, bevor der Honig bereit ist, geerntet zu werden", so Scherjau. In dem Fall werden entweder eine vierte oder sogar eine fünfte Beute eingeschoben, das kann von Imkerei zu Imkerei variieren.

Wichtig für Bio-Honig ist auch, dass die Tiere immer genug Honig für ihren Eigenbedarf haben. Nur für Winter bekommen die Bienen aufgrund der Nahrungsknappheit bereits im Herbst zusätzlich Zuckerwasser – mit Bio-Zucker, versteht sich. Die Einheiten selbst müssen in der Bio-Imkerei komplett aus einem natürlichen Material wie Holz sein, Styropor ist nicht erlaubt.

20 bis 25 Kilogramm Honig im Jahr

Dass Bienen intelligente Geschöpfe sind, zeigt auch die Art, wie sie Wabenzellen verschließen. "Baubienen wissen ganz genau, dass der Wachsdeckel bei den Zellen mit den Eiern atmungsaktiv sein muss, bei Honigwaben muss dieser allerdings luftdicht sein, um den Honig zu schützen", erklärt Scherjau. 

In diesen sogenannten Weiselzellen wachsen Königinnen heran
In diesen sogenannten Weiselzellen wachsen Königinnen heran © Jürgen Fuchs

Das Wachs gibt zudem ebenfalls Auskunft über die Qualität des Honigs. Anerkannte Bio-Kontrollfirmen überprüfen das Wachs der Bio-Imkerinnen und -Imker regelmäßig. "Die Proben müssen rückstandsfrei sein, denn wasser- und fettlösliche Rückstände würden in den Honig übergehen."

20 bis 25 Kilogramm Honig produziert ein Volk im Jahr im Durchschnitt. Bei sogenannten Wanderbienen kann es auch mehr sein, weiß die Meisterimkerin. "Wir bringen die Bienen immer zu den Orten mit dem meisten Futterangebot." Ab der Sommersonnenwende geht die Entwicklung der Bienenvölker zurück, die Königin legt weniger Eier, Winterbienen schlüpfen. "Diese haben einen dickeren Eiweißkörper und sind darauf ausgelegt, dem Volk über den Winter zu helfen."

Starkes Volk, eine Menge Honig

Die Bienen bilden aus diesem Grund eine große Kugel, in deren Mitte die Königin lebt. "Da geht es darum, die Temperatur konstant zu halten, die äußeren Bienen wechseln sich ab." Ungefähr zwei Einheiten braucht es, um den Bienen genug Platz zu geben.

Wie viel Honig schlussendlich produziert wird, hängt nicht nur von den Blüten ab, sondern auch von der Stärke des Volkes. "Deshalb ist es ja so wichtig, dass die Tiere immer genügend Futter zur Verfügung haben."