Die Umweltversammlung der Vereinten Nationen (Unea) hat konkrete Verhandlungen für ein rechtsverbindliches globales Plastik-Abkommen in die Wege geleitet. Ein entsprechender Resolutionsentwurf wurde am Mittwoch im Konsens verabschiedet. Im Versammlungsraum wurde anschließend laut applaudiert. Das UN-Umweltprogramm (Unep) sieht die Resolution als eines der wichtigsten Umweltabkommen seit dem Pariser Klimaabkommen an.

Gemäß der Unea-Entscheidung soll ein Verhandlungsausschuss bis Ende 2024 eine rechtsverbindliche Konvention erarbeiten. Laut Schätzungen der UNO werden mittlerweile jährlich 400 Millionen Tonnen Plastikmüll weltweit produziert.

"Globaler Startschuss im Kampf gegen Plastikmüll"

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) zeigte sich erfreut über den globalen Startschuss im Kampf gegen den Plastikmüll. "Das ist nach dem Klimaschutzübereinkommen von Paris der nächste Durchbruch für eine gute Zukunft auf unserem Planeten", so Gewessler in einer Aussendung. Es brauche Entschlossenheit in allen Staaten der Welt, um die Vermüllung mit Kunststoff einzubremsen. "Wir wissen, dass ein Abkommen nur zählt, wenn es rechtsverbindlich ist, wenn alle Arten von Plastikmüll miteinbezogen sind und der gesamte Lebenszyklus von Plastik – also von der Produktion bis zum Zerfall in Mikroplastik – geregelt wird", sagte Gewessler. Die Resolution sei aber bereits jetzt ein erster Erfolg für den Umwelt- und Klimaschutz.

Die weltweite Kunststoffproduktion hat sich über die letzten 50 Jahre verzwanzigfacht. Vielfach landet Plastik nach nur kurzem Gebrauch in der Natur, vor allem an Stränden und in den Meeren. Das Klimaschutzministerium arbeite deshalb bereits seit 2018 gemeinsam mit der UNO an Empfehlungen gegen Plastikmüll.

Pfand für Einwegverpackungen

In Österreich sieht das neue Abfallwirtschaftsgesetz vor, dass ab 2025 beim Kauf von Einweggetränkeverpackungen ein Pfand fällig wird. Die Kunden bekommen das Pfand wieder, sobald sie die Verpackung zurück in das Geschäft bringen. Schon ab 2024 kommt eine verbindliche Mehrwegquote schrittweise in die Geschäfte. Über einen Entwurf im Kampf gegen Mikroplastik werde gerade beraten, so Gewessler.

"Historische Entscheidung"

Die Umweltschutzorganisation WWF begrüßte ebenfalls die "historische Entscheidung". Sie forderte Regierungen weltweit zum weiteren Handeln auf: "Der klare Verhandlungsauftrag markiert einen Meilenstein für den Schutz der Umwelt, insbesondere der Meere. Das kann den Anfang vom Ende der Plastikflut bedeuten, wenn die Politik konstruktiv und konsequent handelt", sagte Axel Hein, Meeresbiologe des WWF Österreich. Jedes Land sei bereits jetzt gefordert, die Plastikkrise auf allen Ebenen anzugehen. Die notwendigen Lösungen seien schon lange bekannt, so Hein.

"Meilenstein"

Die internationale Meeresschutzorganisation OceanCare sieht mit dem Beschluss nach jahrelanger Arbeit einen Meilenstein erreicht. "Wir sind auf dem besten Weg zu einem globalen Plastik-Abkommen", sagte Fabienne McLellan, OceanCare Geschäftsführerin und Leiterin des Plastikprogramms. Die Staatengemeinschaft gebe mit diesem umfassenden Mandat den Startschuss zu einem international verbindlichen Vertrag. "Er wird der Plastikverschmutzung ein Ende setzen und das Problem an der Wurzel anpacken."

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace freute sich ebenfalls über die Entwicklung, versprach aber, den Druck weiter aufrechtzuerhalten: "Die Regierungen haben die Stimmen der Umwelt gehört und sich endlich entschlossen zu handeln. Doch der heutige Tag war erst der Startschuss in einem langen Marathon bis zum finalen Abkommen", hieß es in einer Presseaussendung. Im Fokus müssten zudem Lösungen stehen, wie Plastik von Beginn an reduziert oder zu langlebigen, wiederverwendbaren Produkten verarbeitet werde.