Knapp drei Viertel der Menschen in Österreich würden den Bau von Wind-, Kleinwasser- oder Solarkraftwerken in ihrer Gemeinde befürworten. Die Akzeptanz ist aber rückläufig, vor allem für Windkraftwerke, zeigt eine jährliche Umfrage von Uni Klagenfurt, Wirtschaftsuniversität Wien, dem Beratungsunternehmen Deloitte und der Wien Energie. Im Herbst 2020 wollten nur mehr 62 Prozent der gut 1.000 Befragten in ihrer Nähe ein Windkraftwerk. 2017 waren es noch 74 Prozent.
Auslöser für den Widerstand gegen Windkraftanlagen sind verstärktes Nachdenken über Tier- und Naturschutz und fehlende Transparenz, sagte Studienautorin Nina Hampl von der Uni Klagenfurt am Dienstag bei der Präsentation der Ergebnisse. Ein Wasserkraftwerk akzeptieren 71 Prozent in ihrer Gemeinde, eine Photovoltaikanlage 85 Prozent - 38 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher würden sogar Solarpaneele in landschaftlich schönen oder unter Naturschutz stehenden Gebieten akzeptieren, "was doch noch ein recht hoher Wert ist", so Hampl.
Offenbar ist auch das Bewusstsein, etwas für Nachhaltigkeit tun zu müssen, gestiegen. Von Herbst 2019 bis Herbst 2020 ist der Anteil der Menschen, die nicht über eine erneuerbare Heizung für ihr Eigenheit nachgedacht haben, von 28 Prozent auf 20 Prozent zurückgegangen. "Die Energiewende ist bei der Wärmeversorgung angekommen und betrifft nicht mehr nur Strom und Mobilität", sagt dazu Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl.
Auch in anderen Fragen gaben die Umfrageteilnehmer häufiger an, sich selber klimafreundlich zu verhalten. So geben etwas mehr Befragte an, öfters auf das Auto zu verzichten, saisonale und lokale Lebensmittel zu kaufen oder der Umwelt zuliebe auf den Flug in den Urlaub zu verzichten. Auch eine "autarke Lebensweise" führen mehr Menschen an. Strebl sieht zwar im realen Handeln noch einen Abstand zu den Angaben in Umfragen, aber er sagt: "Wir sehen schon auch im konkreten Konsumverhalten bei uns, dass es einen Schwenk zur erneuerbaren Energie gibt und zur nachhaltigen Energieversorgung und zur Elektromobilität." Und Hampl verweist auf die steigende Nachfrage für Bioprodukte im heimischen Handel.
Geld in ein Bürgerbeteiligungsprojekt gesteckt haben zwar bisher erst drei Prozent, aber weitere vier Prozent planen eine Beteiligung und ein Drittel aller Befragten kann sich eine Beteiligung vorstellen - wesentlich mehr als vor vier Jahren.
Durchwachsen ist die Bilanz für Elektroautos: Während sich 2017 und 2018 noch mehr als die Hälfte der Österreicher und Österreicherinnen den Kauf eines E-Autos vorstellen konnten, waren es 2020 nur mehr 43 Prozent. Die Zahl der tatsächlichen Käufer sei aber gestiegen, ergänzte Deloitte-Partner Gerhard Marterbauer. Er ist zuversichtlich, dass mit sinkenden Preisen, zunehmender Reichweite, mehr Auswahl bei den Modellen und mehr Ladestationen auch die Akzeptanz zulegen wird. Jedenfalls wünschen sich nun mehr Menschen zusätzliche Forschung zur Nutzung von Wasserstoff.
Die Anzahl der Österreicherinnen und Österreicher, die sich sorgen, dass die Bundesregierung nicht genügend konkrete Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen wird, ist im Vergleich zu 2019 von 26 % auf 22 % gesunken, für Marterbauer ein positives Zeichen: "Die Bevölkerung vertraut darauf, dass Maßnahmen ergriffen werden."
Parallel dazu befürwortet inzwischen die Mehrheit (52 Prozent) einen Einbaustopp für neue Öl- und Gasheizungen. Vor einem Jahr waren erst 44 Prozent dafür. Auch andere klimapolitische Ziele der Bundesregierung kommen auf hohe Zustimmungswerte. Jeweils 62 Prozent unterstützen das Ziel, bis 2040 Klimaneutralität in Österreich zu erreichen sowie eine Verpflichtung zur Installation einer Photovoltaikanlage auf neu errichteten Gebäuden. 58 Prozent sind für die 12 Euro Flugticketabgabe. Die Zustimmung zu einer CO2-Steuer von 100 Euro/Tonne ist im Jahresabstand von 32 auf 39 Prozent gestiegen. Ein Verbot für Verbrennungsmotoren in Autos kommt allerdings nur auf 30 Prozent Zustimmung bei 40 Prozent Ablehnung (Rest unentschieden).
Drei Viertel der Österreicher gehen davon aus, dass sich der Klimawandel (sehr) negativ auswirken wird, wobei 58 Prozent sagen, dass sie die negativen Auswirkungen bereits spüren - ein Jahr davor hatten das erst 53 Prozent angegeben. Inzwischen glaubt niemand mehr, dass es keine Auswirkungen geben wird.