Wann ist das Plateau beim Verbrennen fossiler Energieträger und den damit ausgelösten CO₂-Emissionen erreicht? 2024 jedenfalls dürfte es noch nicht so weit sein. Das zeigt der frisch erschienene „Global Carbon Budget“-Bericht, den der Wissenschaftler-Zusammenschluss „Global Carbon Project“ jedes Jahr veröffentlicht. Knapp 120 Forschende haben dafür vorausberechnet, wie sich der CO₂-Ausstoß heuer in allen Weltregionen entwickelt (hat). Ergebnis: In Summe dürften die Emissionen im laufenden Jahr im Vergleich zu 2023 um 0,8 Prozent auf 37,4 Milliarden Tonnen ansteigen. Hinzu kommen weitere 4,2 Milliarden Tonnen aus der globalen Entwaldung.
Gründe für Anstieg des CO2-Ausstoßes
Verantwortlich für den neuerlichen Anstieg ist laut dem Bericht ein Mehrverbrauch bei Kohle (plus 0,2 Prozent), Öl (plus 0,9 Prozent) und vor allem Gas (plus 2,4 Prozent), der trotz des starken Ausbaus erneuerbarer Energieträger angehalten hat. Doch das Zahlenwerk beinhaltet auch Positives. In der EU und in den USA dürften die Emissionen heuer um 3,8 bzw. 0,6 Prozent gesunken sein und auch der bisherige Emissionswachstumskaiser China verzeichnet nur noch einen minimalen Anstieg von 0,2 Prozent. „Wir erwarten, dass der chinesische CO₂-Ausstoß bald den Gipfel erreicht oder es bereits getan hat“, sagt Judith Hauck, Biowissenschaftlerin am Helmholtz-Zentrum für Polar und Meeresforschung Bremerhaven und eine der Autorinnen des Berichts.
CO2-Ausstoß: 22 Staaten auf richtigem Kurs
Kräftig im Steigen begriffen – mit einem voraussichtlichen Wachstum von 4,6 Prozent – ist dafür der CO₂-Ausstoß Indiens, das bereits für rund acht Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich zeichnet. In Summe aber habe sich der globale Zuwachs an Treibhausgasen inzwischen deutlich verlangsamt, sagt Hauck. „Es gibt bereits 22 Länder, die ihre Emissionen bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum nachhaltig verringern haben können.“ Rechnet man die ebenfalls leicht rückläufigen Emissionen aus der Entwaldung ein, gibt es schon heute keine substanziellen Zuwächse mehr.
Kommentar zum Thema
Doch um den globalen Hitzetrend zu stoppen, genügt es nicht, den Anstieg der Emissionen zu bremsen, sie müssen in Summe auf annähernd Null sinken. „Solange das nicht passiert, werden die Temperaturen weiter steigen, mit all den immer fataleren Folgen von Überschwemmungen bis Dürren“, sagt Berichtsautorin Julia Pongratz, Klimaforscherin an der Universität München. „Was wir jetzt noch emittieren, hat gravierende Folgen für sehr, sehr lange Zeit. Und die Zeit läuft uns davon.“
So gehen die Forscher davon aus, dass weltweit in Summe nur noch 235 Milliarden Tonnen CO₂ ausgestoßen werden dürfen, um das Ziel noch erreichen zu können, die globale Erwärmung um nicht mehr als 1,5 Grad über vorindustrielles Niveau steigen zu lassen. Bei gleichbleibenden Emissionen wäre dieses Budget binnen sechs Jahren aufgebraucht.
Dritter Rückgang bei CO2-Ausstoß in Folge für Österreich
Positives gibt es indes aus Österreich zu vermelden. Laut Vorabberechnung des Umweltbundesamts dürfte der heimische Treibhausgasausstoß heuer um weitere 3,7 Prozent auf 65,6 Millionen Tonnen gesunken sein. Es ist das der dritte Rückgang in Folge. Abermals zieht sich das Minus durch alle Sektoren, von der Industrie und Energieerzeugung (minus 4,6 Prozent) über die Gebäude (minus 6) bis zum Verkehr (minus 4). Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) spricht von „herausragenden Nachrichten im Kampf gegen die Klimakrise“.