Am Dienstag wurde im Beisein von Premier Giuseppe Conte der Teil in die Höhe gehoben. Die Brücke, die den westlichen mit dem östlichen Teil der Stadt verbindet, gilt als ein Symbol des Neustarts Italiens. "Die planmäßige Vollendung dieser Infrastruktur ist ein Wunder und das Resultat harter Arbeit der Planer - in ersten Linie des Architekten Renzo Piano -, der Techniker, der Arbeiter sowie der lokalen Behörden", sagte Premier Conte. "Es ist das Symbol eines Italiens, das hart arbeitet und sich von den Schwierigkeit nicht bedrücken lässt. Aus Genua erstrahlt ein Licht, das ganz Italien Hoffnung gibt", sagte der Premier. Mit der Einweihung der Brücke wird laut Conte eine tiefe Wunde geschlossen. "Es darf nie wieder zu Tragödien wie jener in Genua kommen", sagte der 55-jährige Regierungschef.

Jetzt müssen noch Fahrbahnen, Beleuchtung, Abwassersysteme und Leitsysteme fertiggestellt werden. "Ende Juni, Anfang Juli könnte die Brücke eröffnet werden", kündigte Genuas Bürgermeister Marco Bucci an.

Inzwischen wurde eine Unterschriftensammlung gestartet, um die neue Brücke nach dem legendären Geiger und gebürtigen Genueser Niccolo Paganini (1782-1840) zu benennen. "Die neue Brücke soll eine Hommage an einen der größten Genueser aller Zeiten sein. Paganini war einer der ersten wirklich europäischen Künstler", so der "Verband der Freunde Paganinis", der die Unterschriftensammlung gestartet hat.

Folgenschweres Unglück

Das 40 Meter hohe und fast 1.200 Meter lange Polcevera-Viadukt, das auch Morandi-Brücke genannt wurde, war am 14. August 2018 auf einem etwa 200 Meter langen Abschnitt eingestürzt. Das Bauwerk war Teil der Autobahn 10, die als "Autostrada dei Fiori" bekannt ist und eine wichtige Urlaubsverbindungsstraße nach Südfrankreich, in den Piemont und die Lombardei darstellt.

Der Einsturz hatte das ganze Land geschockt und ein nationales Trauma ausgelöst. Denn Genua steht für die marode Infrastruktur in ganz Italien: fehlende Instandhaltung, zerbröselnde Straßen und Brücken. Dem Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia soll schon lange vor dem Einsturz bekannt gewesen sein, dass es Schäden an der Brücke gab. Bei der Staatsanwaltschaft läuft ein Mammutverfahren gegen mehr als 70 Verdächtige.