Der Waldbrand rund um das ehemalige Atomkraftwerk Tschernobyl hat die 100 Kilometer entfernte ukrainische Hauptstadt am Freitag in eine dichte Rauchwolke gehüllt. Das auf Messungen der Luftqualität spezialisierte Schweizer Unternehmen IQAir maß in Kiew eine der weltweit schlimmsten Luftverschmutzungen. Die Behörden riefen die drei Millionen Einwohner auf, zu Hause zu bleiben und die Fenster geschlossen zu halten.
Strahlenbelastung nicht über Norm
Die Situation stelle jedoch keine "chemische oder radioaktive Bedrohung" dar, erklärte die Katastrophenschutzbehörde. Unabhängige Experten bestätigten, dass die Strahlenbelastung in Kiew nicht über der Norm lag. Neben dem Waldbrand machten die Behörden auch die in der Ukraine übliche Praxis, trockenes Gras zu verbrennen, für die Rauchentwicklung verantwortlich.
Der Waldbrand in der Sperrzone um das ehemalige Atomkraftwerk war vor rund zwei Wochen von einem Anrainer verursacht worden, der angab, zum Zeitvertreib gezündelt zu haben. Hunderte Feuerwehrleute waren beim Kampf gegen das Feuer im Einsatz. Am Dienstag gelang es ihnen, den Brand großteils zu löschen, allerdings gibt es noch immer einzelne Schwelbrände.
Die internationale Ärzteorganisation IPPNW warnte am Freitag vor den gesundheitlichen Folgen des Brandes. Sie rief die Bundesregierung dazu auf, auf EU-Ebene unbürokratische Unterstützung für die Ukraine zu organisieren, damit die Brände rasch unter Kontrolle gebracht und Vorkehrungen für künftige Waldbrände getroffen werden können.
Der Reaktorblock 4 des sowjetischen Atomkraftwerks Tschernobyl war am 26. April 1986 bei einem Sicherheitstest explodiert. Der GAU rund hundert Kilometer nördlich von Kiew war der schwerste Atomunfall in der Geschichte, die Umgebung des AKW ist bis heute stark verstrahlt.