Nach jahrzehntelanger Planung, Kostenexplosionen und mehrerer Startverschiebungen ist das bislang größte und leistungsfähigste Teleskop der Raumfahrtgeschichte ins Weltall aufgebrochen. Das "James Webb Space Telescope" (JWST) – eine rund zehn Milliarden Dollar teure Kooperation der Weltraumagenturen der USA, Kanadas und Europas – ist an Bord einer "Ariane"-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana gestartet. Bis zum Zielorbit in 1,5 Millionen Kilometern Entfernung soll das JWST rund vier Wochen unterwegs sein. Erste Daten und Bilder des Teleskops werden frühestens im Sommer erwartet.
Das JWST soll Nachfolger des "Hubble"-Teleskops werden, das seit mehr als 30 Jahren im Einsatz ist. Es soll unter anderem mithilfe eines 25 Quadratmeter großen Spiegels Bilder aus dem frühen Universum liefern. Wissenschaftler erhoffen sich davon neue Erkenntnisse über die Entstehung unseres Universums. Die Lebensdauer von "James Webb" ist erstmal auf etwa zehn Jahre angelegt.
Wissenschafter erhoffen sich von den Aufnahmen des James-Webb-Teleskops unter anderem Erkenntnisse über die Zeit nach dem Urknall vor rund 13,8 Milliarden Jahren. Erste Daten und Bilder des Teleskops werden frühestens im Sommer erwartet. Die NASA hatte zum Start 344 kritische Punkte der Mission festgestellt, die den geplanten Einsatz des Teleskops bedrohten.
"An Bord dieser Rakete sind die Hoffnungen und Träume von Zehntausenden Wissenschaftern, die von den Erkenntnissen dieser Mission profitieren werden", sagte NASA-Wissenschaftsdirektor Thomas Zurbuchen wenige Minuten vor dem Start. "Wir haben das Universum noch nie so gesehen, wie Webb es uns zeigen wird."
Das James-Webb-Teleskop wurde laut Betreiberangaben rund 30 Jahre lang entwickelt und kostete etwa zehn Milliarden Dollar (8,84 Mrd. Euro). Es übersteigt die Leistungsfähigkeit des bekannten Hubble-Teleskops um ein Vielfaches. "Webb" soll unter anderem mit Hilfe eines 25 Quadratmeter großen Spiegels Bilder aus dem frühen Universum liefern. Die Mission ist auf zehn Jahre angesetzt.
Der bisherige Weg des Teleskops war von Problemen begleitet. Das Fachmagazin "Nature" hatte vom "teuersten astronomischen Risiko der Geschichte" geschrieben. Ende der 80er-Jahre kam erstmals die Idee eines solchen Teleskops auf, seitdem wurde geplant und gebaut. Immer wieder passierten dabei kleinere Missgeschicke, die Planung verzögerte sich, die ursprünglich auf rund 500 Millionen Dollar geschätzten Kosten schnellten in die Höhe. 2007 hatte das JWST ursprünglich starten sollen - aber der Start verschob sich immer wieder nach hinten.
Österreichisches Know-how mit an Bord
An dem spektakulären Vorhaben sind auch österreichische Forscher und eine Weltraumfirma aus Wien beteiligt. So wirkte ein Wissenschafterteam um den Astrophysiker Manuel Güdel von der Universität Wien ab dem Jahr 2003 federführend an der Planung und Konstruktion eines der zahlreichen Instrumente an Bord des Observatoriums im All mit, dem "Mid Infrared Instrument" (MIRI). Dabei handelt es sich auch um eine Art virtuelles Labor, mit dem Wärmestrahlung von Gas und mikroskopisch kleinem Staub detektiert werden kann.
Aus den Daten lassen sich Rückschlüsse auf im All befindliche Moleküle ziehen, die Zusammensetzung von Staub im Universum sowie Atmosphären von Planeten untersuchen. Man erhofft sich davon neue Aufschlüsse darüber, welche Bedingungen auf Planeten außerhalb unseres Sonnensystems (Exoplaneten) herrschen.
Die Forscher blicken mit MIRI quasi auch in die Kinderstube von Planetensystemen, die Sterne umkreisenden protoplanetaren Scheiben. Am Ende der darin ablaufenden Prozesse kann ein Sonnensystem wie das unsere Entstehen. Derart detailliert in alle Phasen der Planetenentstehung, wie es MIRI verheißt, habe man jedenfalls noch nie blicken können.
Das fliegende Auge
Die Wiener Weltraumfirma RUAG Space wirkte überdies an einem der drei Hauptinstrumente des Teleskops mit. So lieferte man zwei hochpräzise Mechanismen für das "Superauge" namens "NIRSpec" (Near Infrared Spectrograph). Dieses kann bis zu 100 Himmelskörper wie Galaxien oder Sterne gleichzeitig erfassen. Das Instrument hat eine Masse von rund 200 Kilogramm und wird im Weltraum bei einer Temperatur von minus 238 Grad Celsius arbeiten. Die Wiener Firma lieferte Geräte, die die präzise Halterung und Drehung eines Filterrades und eines Gitterrades des "Auges" ermöglichen.
Während der Endfertigung des Teleskops auf der Erde war ebenfalls rot-weiß-rote Technik im Einsatz: Die Vorrichtung, um das Weltraumobservatorium drehen und kippen zu können, stammt ebenfalls von RUAG Space. Das Unternehmen lieferte auch die Thermalisolation für die große Kommunikationsantenne des