Je öfter der Mensch mit Antigenen von SARS-CoV-2 in Kontakt kommt, desto besser wird die schützende Immunantwort gegen das Virus. Im New England Journal of Medicine ist vor einigen Tagen eine Studie von Atul Humar und dessen Co-Autoren vom Ajmera Transplant Centre in Toronto erschienen. Der Hintergrund, so das Deutsche Ärzteblatt: "Die Notwendigkeit einer starken Immunsuppression erhöht für Organtransplantierte das Risiko, im Fall einer Infektion mit SARS-CoV-2 schwer an Covid-19 zu erkranken. Die Patienten gehören deshalb seit Beginn der Impfkampagne zu den priorisierten Personen."
Bei diesen Personen setzen die Mediziner auf mRNA-Vakzine (Biontech/Pfizer, Moderna), weil bei ihnen aufgrund des Prinzips auf keinen Fall eine Problematik mit sich vermehrenden Viren auftreten kann. Organtransplantierte müssen aber ständig stark das Immunsystem dämpfende Arzneimittel zur Vermeidung einer Abstoßungsreaktion einnehmen. Das verhindert die Bildung der Antikörper durch die Impfung zum Teil oder ganz. Deshalb wird diesen Patienten eine dritte Teilimpfung als weiteren "Booster" empfohlen.
Den positiven Effekt dieser Strategie überprüften Humar und die Co-Autoren in einer Placebo-kontrollierten Studie, an der 120 Organtransplantierte teilnahmen, die zuvor nicht mit SARS-CoV-2 infiziert worden waren und bereits zwei Dosen des Moderna-Impfstoffs (mRNA-1273) erhalten hatten. Zwei Monate nach der zweiten Dosis erhielt die Hälfte der Teilnehmer eine dritte Impfung, die andere Hälfte ein Placebo.
Das primäre Bewertungskriterium war eine Antikörperkonzentration von mehr als 100 Units pro Milliliter Blut gegen die Rezeptorbindungsstelle des Spikeproteins von SARS-CoV-2 (S1-Protein). Das ist für die Immunantwort aussagekräftig. Die Ergebnisse laut der deutschen Ärztezeitschrift: "In der Placebogruppe erreichten nur 18 Prozent den geforderten Antikörperanstieg. Nach der dritten Dosis des mRNA-Impfstoffs waren es 55 Prozent und damit etwa drei Mal so viele.
Drei Mal mit dem Coronavirus bzw. Antigenen in Kontakt zu kommen, hilft sogar Covid-19-Genesenen. Eine zweite mRNA-Impfung verstärkt demnach bei Rekonvaleszenten das Spektrum der Immunantwort, die Schutzwirkung gegen Virusvarianten wird deutlich verbessert. Das hat eine Studie mit 45 Klinikmitarbeiterinnen und -mitarbeitern aus Großbritannien ergeben, die zweimal mit der mRNA-Vakzine von Biontech/Pfizer geimpft worden waren. 20 von ihnen waren vor der Impfung bereits an Covid-19 erkrankt gewesen, 25 nicht.
Die Resultate entsprachen im Endeffekt auch einer Studie von Wiener Wissenschaftern, die belegten, dass eine Impfung von Genesenen für einen wirksamen Schutz notwendig ist. Bei den Rekonvaleszenten in der britischen Studie wurde bereits nach der ersten Impfdosis eine effektive Immunantwort herbeigeführt.
Personen, die vor der Impfung nicht mit SARS-CoV-2 infiziert worden waren, benötigten laut der deutschen Ärztezeitung für einen ausreichenden Immunschutz die zweimalige Dosis. Allerdings stellte das Team auch fest, dass auch bei Rekonvaleszenten die Immunantwort gegen die Virusvarianten Beta (B.1.351) und Gamma (P.1) nach der ersten Impfung nur schwach ausfiel. Erst die zweite Dosis verstärkte diese. Die Bandbreite der neutralisierenden Antikörper sei dann deutlich größer ausgefallen, schrieben die Wissenschafter in "Science Translational Medicine".