Die hochansteckende Corona-Variante Omikron treibt die Infektionszahlen in Mittel- und Osteuropa auf neue Höchststände. Auch in Dänemark und England gibt es Zehntausende Neuinfektionen pro Tag – trotzdem wollen die beiden Länder fast ohne Corona-Maßnahmen auskommen: ein schmaler Grat.
Ein Überblick:
Dänemark
Trotz Rekordwerten an Neuinfektionen will auch Dänemark in der kommenden Woche beinahe alle Corona-Beschränkungen aufheben. Ab Dienstag (1. Februar) müssen die Dänen an den meisten Orten keine Masken mehr tragen oder Impfnachweise zeigen, wie die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen am Mittwoch in Kopenhagen sagte. Damit folgt die Regierung den Weisungen der zuständigen Kommission, die empfohlen hatte, die Notfallmaßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie auslaufen zu lassen.
Mit dem Schritt können ab Februar Klubs wieder normal öffnen und Großveranstaltungen ungehindert über die Bühne gehen. Die Lockerungen werden damit begründet, dass die vorherrschende Omikron-Variante im Durchschnitt weniger schwere Verläufe hervorruft als frühere Varianten. So ist die Zahl der Patienten auf Intensivstationen und an Beatmungsgeräten trotz der angespannten Infektionslage auf relativ niedrigem Niveau.
Bleiben sollen aber vorerst eine Testpflicht für Einreisende sowie nicht verpflichtende Empfehlungen zu Tests und anderen Vorsichtsmaßnahmen, sagte Frederiksen. Seit Tagen stellt Dänemark bei den Neuinfektionen neue Höchstwerte auf. Am Dienstag wurden 46.590 neue Coronafälle gezählt. Das staatliche dänische Serum-Institut teilte mit, dass die Zahl der schweren Verläufe zurückgehe.
Großbritannien
In England sind heute erneut die Masken gefallen, das Land feiert den zweiten "Freedom Day". Bereits durch die Omikron-Welle galten im Vergleich zum Jahr 2020 vergleichsweise große Freiheiten – nun fallen auch noch die bislang noch geltenden Maßnahmen: Ab sofort gilt in den meisten Innenräumen keine Maskenpflicht mehr. Außerdem müssen die ohnehin nur bei Großveranstaltungen und in Klubs eingesetzten Impf- oder Testnachweise nicht mehr kontrolliert werden. Die Empfehlung, im Homeoffice zu arbeiten, ist ebenfalls Vergangenheit. Auch für geimpfte Reisende gibt es bald weitere Erleichterungen: Vom 11. Februar fällt der bisher noch notwendige Pflichttest nach der Ankunft im Land weg. In der britischen Hauptstadt London gilt allerdings weiterhin in Bahnen und Bussen eine Maskenpflicht. Auch einige Supermärkte rufen ihre Kunden weiterhin dazu auf.
Die neuen Freiheiten werden im Moment freilich von den anhaltenden Skandalen rund um Premierminister Boris Johnson überschattet. Dieser hatte gehofft, mit einer etwas früher als geplant verkündeten Aufhebung der Maskenpflicht positive Presse zu bekommen – was nicht gelang.
Fast zwei Drittel aller im Jänner in England positiv auf das Coronavirus Getesteten haben sich nach eigenen Angaben bereits zuvor mit dem Virus infiziert. Dies geht aus einer neuen Studie des Imperial College in London hervor. Für die Studie wurden zwischen dem 5. und 20. Jänner 100.000 PCR-Tests an Freiwillige in England geschickt.
Schottland, Wales und Nordirland entscheiden eigenständig über ihre Corona-Politik und wählen bislang einen etwas vorsichtigeren Weg.
Italien
Auch Österreichs südlicher Nachbar macht sich gewissermaßen frei: Der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza hat eine neue Verordnung unterzeichnet, mit der die Corona-Auflagen für die Einreise von Ausländern aus EU-Ländern ab dem kommenden Dienstag, 1. Februar, gelockert werden. Reisende aus EU-Ländern werden demnach nur noch den "Grünen Pass" vorzeigen müssen – also einen 3G-Nachweis erbringen.
Allerdings gilt in weiten Teilen des öffentlichen Lebens in Italien weiter die 2G-Regel nach dem sogenannten "Super Green Pass" – wer ohne Impf- oder Genesungszertifikat einreist, kann also nicht den öffentlichen Nah- und Fernverkehr nutzen, darf nicht in Skigebiete, die Gastronomie, Hotels, Kultur- und Freizeiteinrichtungen oder zu Veranstaltungen. Lediglich Kinder unter 12 Jahren sind davon ausgenommen.
Wegen der Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus hatte Italien mit dem 16. Dezember seine Einreisebestimmungen verschärft.
Niederlande
Trotz einer massiven Omikron-Welle lockerten auch die Niederlande die Corona-Maßnahmen. Gaststätten, Theater, Museen und Kinos dürfen nach mehr als fünf Wochen seit gestern wieder öffnen – täglich bis 22 Uhr, teilte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte in Den Haag mit. Damit macht das Land einen deutlichen Schritt zurück zur Normalität. Auch bei Sportwettkämpfen wie etwa Fußballspielen darf wieder eine begrenzte Zahl von Besuchern zugelassen werden.
Noch immer bleiben Einschränkungen des öffentlichen Lebens wie Maskenpflicht und der Coronapass, mit dem Besucher nachweisen müssen, dass sie getestet, geimpft oder genesen sind. Auch die Quarantäneregeln werden gelockert.
"Wir nehmen heute bewusst ein Risiko", sagte Rutte mit dem Hinweis auf die täglich neuen Höchstwerte bei den Neuinfektionen. Die Omikron-Variante des Coronavirus verbreite sich zwar viel schneller, Menschen erkrankten aber nicht so schwer. Gesundheitsminister Ernst Kuipers warnte: "Omikron ist keine kleine Grippe." Die Gefahr einer Überlastung des Gesundheitssystems sei nach wie vor groß.