Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) ist nach seiner am Freitag festgestellten Corona-Infektion wohlauf. "Es geht ihm sehr gut", ließ sein Sprecher die APA am Samstag auf Anfrage wissen. Am Vormittag gab der Kanzler von zu Hause aus ein Interview für das Ö1-"Mittagsjournal" des ORF, nachdem sein für Freitagabend vorgesehenes ZiB2-Interview noch abgesagt hatte. Er betonte dabei: "Durch das Impfen geht es mir Gott sei dank sehr gut, ich habe keine Symptome".
Nehammer war am Dienstag aus dem Urlaub zurückgekehrt und habe am Mittwoch einen routinemäßigen PCR-Test mit negativem Ergebnis gemacht, heißt es. Der Kanzler habe sich wohl am Mittwochabend "im Kontakt mit einem Mitglied seines Sicherheitsteams, das gestern (Donnerstag) positiv auf COVID19 getestet wurde", angesteckt.
Impfpflicht für Nehammer "außer Frage" und ab Februar
Angesprochen auf die "Durchseuchung" der Bevölkerung, die die Regierung wohl als Strategie gewählt habe, betonte Nehammer gegenüber Ö1, dass die Maßnahmen notwendig seien, um einen erneuten Lockdown zu verhindern und die Aufrechterhaltung systemrelevanter Bereiche gewährleisten zu können. Um die Welle effektiv zu brechen, bräuchte es zudem einen besonders harten Lockdown "(Shutdown"), dazu solle es nicht kommen. Trotz Infektionslage will Nehammer auch die Schulen offen lassen.
Dass die nicht unumstrittene Impfpflicht kommen werde, "steht für mich außer Frage", so der Kanzler. Angesprochen auf die kürzlich geäußerten Bedenken der ELGA GmbH, die von eine deutlich spätere Umsetzbarkeit der Pflicht ausgeht, zeigt er sich unbeeindruckt. "Das sehe ich nicht so", betonte er: "Es gibt hier den ganz klar vorgegebenen Zeitplan."
Kanzler im Heimquarantäne
Nach zwei PCR-Tests habe es Gewissheit gegeben, dass der dreifach geimpfte Bundeskanzler positiv ist. "Er befindet sich in Heimquarantäne, führt seine Amtsgeschäfte derzeit von zu Hause aus mittels Video- und Telefonkonferenzen und wird in den nächsten Tagen keine öffentlichen Termine mit Personenkontakt wahrnehmen", heißt es in der Aussendung. Nehammers Ehefrau und seine Kinder seien negativ getestet worden.
Dass Nehammer beim Corona-Gipfel am Donnerstag mit den Ländern und der Gecko Kommission und der anschließenden Pressekonferenz auch andere Anwesende angesteckt haben könnte, dürfte unrealistisch sein. Er habe "durchgehend eine FFP2-Maske getragen". Dennoch seien alle Personen, zu denen der Bundeskanzler Kontakt hatte, verständigt worden.
Kanzlersprecher meldet sich via Twitter
Am Samstag reagierte der Pressesprecher von Bundeskanzler Nehammer, Daniel Kosak, auf Gerüchte in den Sozialen Medien: "Bevor hier irgendwelche unzutreffenden Gerüchte entstehen: Dieses Foto wurde am 29.12. (unter Einhaltung der 2G-Regel) aufgenommen. Eine Woche später wurde der Bundeskanzler negativ PCR-getestet. Die Ansteckung ist nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub erfolgt."
Das Foto zeigt den Kanzler in einer Runde auf der Gamskogelhütte am Kärntner Katschberg. Kritik kam auf, weil der Kanzler auf den Besuch des Neujahrskonzerts verzichtet hatte, sich dennoch beim Skiurlaub in einer Runde gezeigt habe: "In einer pandemisch schwierigen Situation, die uns allen viel abverlangt, würde ich einen Besuch für das falsche Signal halten", teilte Nehammer im Vorfeld in Bezug auf das Neujahrskonzert mit.
Wünsche für eine gute Besserung und eine schnelle Genesung kamen von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, ebenso von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) teilte via Social Media mit, dass er sich nach dem Kontakt mit Nehammer am Donnerstag sicherheitshalber in Selbstisolation begebe und PCR-teste. Ein erster Antigentest sei negativ ausgefallen. "Da ich 3x geimpft bin & während der Beratungen FFP2 getragen habe, bin ich zuversichtlich", meinte er.
FPÖ-Chef Herbert Kickl wünschte dem Kanzler in einer Aussendung einen milden Krankheitsverlauf, empfahl ihm aber gleichzeitig, über die Wirkung der Impfung im Allgemeinen und des Boosters im Speziellen nachzudenken. "Am Ende dieses Nachdenkprozesses kann nur das Aus für den Impfzwang stehen", so Kickl.