Der Berliner Virologe Christian Drosten zeigt sich in der neuen Podcast-Folge enttäuscht über die aus seiner Sicht zu geringe Impfquote in Deutschland. "Ich hatte wirklich gedacht, wir kommen mit einer hohen Impfquote aus der Sommerpause und können dann in ein paar Podcast-Folgen feiern, wie gut wir das alles in Deutschland hinbekommen haben."
Doch nun sehe die Lage ganz anders aus: Aktuell sind nur 61 Prozent der deutschen Bevölkerung vollständig geimpft (zum Vergleich: in Österreich sind 58 Prozent vollimmunisiert). Eine Impfquote von 90 bis 95 Prozent sei eigentlich möglich, aber derzeit nur Utopie. Der Virologe rechnet damit, dass die Politik die Kontakt-Maßnahmen im Herbst wieder verschärfen wird.
Infektionen trotz Impfung sind kein Schreckgespenst für Drosten - im Gegenteil: Der Virologe sieht darin Vorteile auf dem Weg in die Koexistenz mit dem Coronavirus, denn die Impfung schütze "hervorragend vor schweren Verläufen". Die Kombination aus Impfung und Infektion sei der beste Weg, um wirklich eine "langanhaltend belastbare Immunität zu erlangen". Er selbst rechnet damit, sich sogar mehrfach zu infizieren.
Die Infektionsimmunität nach einer durchgemachten Infektion sei "auf Dauer robuster", weil dann eigene T-Zellen lokal Antikörper produzierten. Seinen Weg zu individueller Immunität beschrieb Drosten im Podcast so: "Ich will eine Impfimmunität haben und darauf aufsattelnd will ich dann aber durchaus irgendwann meine erste allgemeine Infektion und die zweite und die dritte haben." Damit habe er sich schon lange abgefunden.
"Dann weiß ich, dass ich richtig langanhaltend belastbar immun bin und werde nur noch alle paar Jahre überhaupt mal dieses Virus sehen, genau wie ich die anderen Coronaviren auch immer mal wieder sehe." Als relativ gesunder Erwachsener könne er diesen individuellen Weg für sich verantworten. "Es gibt andere Bevölkerungsgruppen, die können das natürlich nicht." Drosten betonte ausdrücklich, dass er das auch nur auf der Basis so sehen kann, dass er bereits zweimal geimpft ist. Er wäre gerne auch noch ein drittes Mal geimpft, halte es aber für wichtiger, dass auch in Afrika nun Menschen zunächst überhaupt geimpft werden.
Mahnung zur Vorsicht
Angesichts der aktuellen Lage sollte man sich allerdings auch als Geimpfter weiterhin an Maßnahmen halten und sich vorerst noch schützen. Vor allem, wenn das Umfeld nicht geimpft ist. Allerdings sei es auch kaum möglich, der Infektion auf lange Sicht aus dem Weg zu gehen.
Das vollständige Gespräch finden Sie hier.
00:01:27 Impfquote in Deutschland
00:09:07 Gefahren der Delta-Variante
00:14:02 Streit um Inzidenzen
00:35:10 Impfdurchbrüche
00:52:15 Booster-Impfung
01:15:05 Maßnahmen im Herbst
01:22:40 Impfstoffe für Kinder
01:35:40 Covid-Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen
01:49:20 Teststrategien