Der US-Immunologe Anthony Fauci warnt vor der Entwicklung einer neuen, noch gefährlicheren Coronavirus-Variante, sollte die Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante nicht eingedämmt werden. Fauci sagte im Gespräch mit dem Sender NBC: "Wenn Sie dem Virus erlauben, frei zu zirkulieren, und nicht versuchen, es zu stoppen, dann gibt es früher oder später die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine andere Variante bekommen (...), die noch problematischer sein könnte als Delta."
Wenn sich das Virus weiter ausbreiten und verändern könne, bestehe die Gefahr, dass sich am Ende eine Variante entwickle, vor denen die aktuellen Impfstoffe - anders als bei Delta - keinen Schutz böten. Die Pandemie müsse unter Kontrolle gebracht werde, mahnte der prominente Gesundheitsexperte und Präsidenten-Berater. Der beste Weg dazu seien Impfungen. Hilfreich wären Impfpflichten auf lokaler Ebene.
Auch der Direktor der US-Forschungsagentur National Institutes of Health, Francis Collins, mahnte, Impfpflichten könnten etwas bewegen. Er sagte am Sonntag dem Sender ABC, das Land bezahle nun den "schrecklichen Preis" dafür, dass so viele Menschen ungeimpft seien. Überlegungen, Impfungen in größerem Stil verpflichtend vorzuschreiben, sind in den USA Gegenstand heftiger politischer Auseinandersetzungen.
Durch die Ausbreitung der Delta-Variante ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen in den USA wieder stark gestiegen - auf rund 100.000 Fälle im Sieben-Tage-Schnitt. Besonders angespannt ist die Lage in Staaten mit geringer Impfquote. In der zweiten Juni-Hälfte lag der Sieben-Tage-Schnitt noch bei rund 11.000 neuen Fällen pro Tag. Ein Niveau von durchschnittlich 100.000 täglichen Neuinfektionen hatten die USA zuvor zuletzt im Februar gemeldet.
Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC ist inzwischen gut die Hälfte der gesamten Bevölkerung voll geimpft. Knapp 59 Prozent aller Bürger haben demnach mindestens eine Impfdosis erhalten. Nach zwischenzeitlich rasantem Tempo kommt die Impfkampagne angesichts verbreiteter Skepsis in der Bevölkerung mittlerweile nur noch schleppend voran. US-Präsident Joe Biden und hochrangige Regierungsvertreter rufen die Bevölkerung zunehmend verzweifelt auf, sich impfen zu lassen.
Neue Bestimmungen in Frankreich ab heute
In Frankreich sind ab diesem Montag Restaurantbesuche und Zugreisen nur noch mit einem Nachweis über Corona-Impfung, Genesung oder einen negativen Test erlaubt. Die verschärften Gesundheitsregeln sollen für Personen über 18 Jahre bis Mitte November gelten. Gegen die umstrittenen Maßnahmen, mit denen Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron gegen die steigenden Corona-Neuinfektionen kämpfen will, haben erst wieder am Wochenende über 200.000 Menschen landesweit demonstriert.
Der Nachweis über eine vollständige Impfung, Genesung oder über einen negativen Test wird nun in Restaurants, Cafés, Zügen, Fernreisebussen, Flugzeugen, auf Messen und in Gesundheitseinrichtungen Pflicht. Der negative Test darf maximal 72 Stunden zurückliegen. Für Gesundheitspersonal tritt ab Montag eine Impfpflicht in Kraft. Der digitale Gesundheitspass wird bereits seit Mitte Juli in Kinos, Museen oder bei Großveranstaltungen verlangt.
Auch Italien verschärft wieder
Seit Freitag ist in Italien unter anderem für Restaurantbesuche im Innenbereich, in Museen, Fitnessstudios und Schwimmbädern ein Impfnachweis, ein 48 Stunden gültiger negativer Corona-Test oder ein Genesungsnachweis notwendig. Ab 1. September werden nur Passagiere mit Grünem Pass auf Fernstreckenzügen zugelassen. Ab Anfang September müssen Universitätsprofessoren und -studenten, sowie Schullehrer den Grünen Pass vorweisen.