Die ansteckendere Delta-Variante des Coronavirus ist derzeit in aller Munde. Manche sehen darin eine Gefahr für den Herbst. In sozialen Medien deuten andere auf die "seltsame" vermeintliche Begebenheit hin, dass die Variante vorwiegend Jugendliche infizieren soll. "Sie wollen mit allen Mitteln an die Kinder", steht etwa in einem viralen Facebook-Posting (1). Dabei trifft die Variante vor allem Ungeimpfte, darunter auch die großteils ungeimpften jüngeren Altersgruppen.
Einschätzung: Tatsächlich berichten Studien von vergleichsweise vielen Infektionen unter Jugendlichen gegenüber Älteren. Dazu tragen aber vor allem auch die wirksamen Impfungen bei, die die bereits geimpften älteren Bevölkerungsgruppen schützen.
Überprüfung: Einige Untersuchungen stellen tatsächlich ein verstärktes Auftreten der Delta-Variante bei Jugendlichen fest. Eine Studie aus Schottland (2) kommt etwa zu diesem Schluss.
In Großbritannien hat sich die Variante nach Informationen der britischen Regierung (3) bereits massiv ausgebreitet, sodass sie bereits bis zu 99 Prozent aller sequenzierten Stichproben ausmacht. Jenny Harries, Chief Executive der UK Health Security Agency, sagt, dass der Anstieg vor allem in den jüngeren Bevölkerungsgruppen registriert werde.
Eine im Juni als Preprint veröffentlichte Studie (4) aus England kommt zu dem Ergebnis, dass die Bevölkerungsgruppe zwischen fünf und 49 Jahren zweieinhalb so viele Infektionen im Zeitraum 20. Mai bis 7. Juni aufwies wie die Altersgruppe über 50 Jahren. Es gibt Beobachtungen, dass sich die Delta-Variante in Schulen stark ausbreitet und dort Cluster entstehen lässt (5).
Infektionen vor allem bei Ungeimpften
Der große Anteil an Infektionen unter Jüngeren bedeutet jedoch nicht automatisch, dass dies eine Besonderheit der Variante ist. Es hat vor allem damit zu tun, dass jüngere Altersgruppen noch nicht so breitflächig durchgeimpft wurden. Der Großteil der Delta-Infektionen vor allem in den jüngeren Gruppen geschah unter Ungeimpften. Dies stellten die meisten oben erwähnten Quellen fest (3,4,5).
In Großbritannien befanden sich unter 806 Hospitalisierungen durch die Delta-Variante bis Mitte Juni nur 84 Menschen (3), die beide Impfdosen erhalten haben. Das sind also nur etwa zehn Prozent der Krankenhausaufenthalte, obwohl zugleich mittlerweile mehr als 45 Prozent der britischen Bevölkerung vollständig geimpft wurden (6).
Diesen Eindruck bestätigt eine US-Studie, in der die Impfrate und die Infektionsrate mit der Delta-Variante in rund 750 US-Bezirken miteinander verglichen wurden (7). Es zeigte sich, dass sich die Variante in Bezirken mit geringerer Impfrate schneller verbreitete.