Nach der heutigen Sitzung des Gremiums war in einer Aussendung von einem "ernst zu nehmenden Risiko" die Rede. Bei anhaltender Verbreitung dieser Variante sei ein neuerlicher Fallanstieg bereits in den Sommermonaten mit hohem Systemrisiko möglich. Die gesetzten Öffnungsschritte seien daher engmaschig und kritisch zu monitoren.
Die Delta-Variante dürfte sich nicht nur erfolgreicher verbreiten als frühere Mutationen, sondern auch zu schwereren Verläufen führen, insbesondere in der nicht geimpften Bevölkerung. Gegenwärtig geht die Kommission davon aus, dass bereits 6,3 Prozent der untersuchen Fälle dieser zunächst in Indien breit aufgetretenen Variante zuzuordnen sind. Auch in zahlreichen anderen Ländern stiegen die Fallzahlen derzeit.
Auch 12- bis 16-Jährige immunisieren
Empfohlen wird, die PCR-Tests in Österreich zu intensivieren, damit man nach Varianten des Virus forschen kann. Zudem soll der Impf-Fortschritt vorangetrieben werden. Die Empfehlung des nationalen Impfgremiums, auch die 12- bis 16-Jährigen zu immunisieren, wird ausdrücklich begrüßt. Dazu wird einmal mehr die Forcierung von zielgruppenspezifischer Kommunikationsarbeit zur Steigerung der Impfbereitschaft und die Prüfung geeigneter Anreizsysteme empfohlen.
Noch ist die Lage hierzulande vergleichsweise entspannt. Die Corona-Ampel leuchtet bundesweit gelb-grün und zeigt damit geringes Risiko an. Auch Wien wurde entsprechend eingestuft, obwohl die erforderliche Marke von maximal 25 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner knapp verfehlt wurde. Freilich wird in der Bundeshauptstadt auch besonders viel (PCR-)getestet. Insgesamt gehen in acht der neun Bundesländer die Infektionszahlen im 14-Tage-Trend zurück.
Steiermark und Salzburg mit niedrigster Inzidenz
In Wien ist die Entwicklung stabil. Bundesländer mit der aktuell niedrigsten Inzidenz sind die Steiermark mit 6,5 Infektionen auf 100.000 Einwohner bei der absoluten Fallzahl und Salzburg mit 7,2 bei der risiko-adjustierten Inzidenz, die Faktoren wie Alter der Patienten mit einbezieht. Die höchste Inzidenz hat die Bundeshauptstadt mit 26,2 bzw. 29,7.
Schon seit längerem ziemlich ähnlich sind jede Woche die Zahlen bei aufgeklärten und asymptotischen Fällen. In ersterem Sektor sind es zwei Drittel und in zweiterem gut ein Drittel. Außer in Vorarlberg überall im einstelligen Prozentbereich ist die Belegung der Intensivplätze für Corona-Erkrankte.
Dass die Lage im ganzen Land stabil ist, sieht man daran, dass zuletzt kein einziger Bezirk eine Inzidenz von über 100 aufwies. Der höchste Wert wurde vergangene Woche in Waidhofen an der Ybbs mit 80,8 festgestellt. Insgesamt liegen bloß noch fünf Regionen bzw. Bezirke über einer Inzidenz von 25.
Lissabon wegen Ausbreitung der Delta-Variante abgeriegelt
Lissabon wird wegen einer besorgniserregenden Zunahme der Corona-Infektionsfälle für rund zweieinhalb Tage abgeriegelt. Von Freitagnachmittag (1600 MESZ) bis Montagfrüh (0600 MESZ) dürfen die 2,8 Millionen Bewohner der portugiesischen Hauptstadt den Großraum Lissabon nur aus triftigem Grund verlassen, wie die Regierung am Donnerstag mitteilte. Auswärtige werden nur in Ausnahmefällen einreisen dürfen.
Mit 928 neuen Infektionen binnen 24 Stunden verzeichnete Lissabon am Donnerstag den höchsten Wert seit dem 19. Februar. Das waren rund 75 Prozent aller in Portugal registrierten Fälle (1233). In der "Area Metropolitana" Lissabons wohnen aber lediglich rund 27 Prozent aller 10,3 Millionen Bürger Portugals.
In Lissabon breite sich derzeit die zunächst in Indien entdeckte Delta-Variante des Coronavirus relativ stark aus, sagte Präsidentschaftsministerin Mariana Vieira da Silva. "Es ist nicht leicht, solche Maßnahmen zu ergreifen, aber uns erschienen sie unerlässlich, damit die Lage, die in Lissabon derzeit herrscht, nicht auf das ganze Land übergreift", betonte sie.
Der einstige Hotspot Portugal hatte im Winter erfolgreich gegen Corona gekämpft und im Frühjahr zeitweilig mit die niedrigsten Werte Europas aufgewiesen. Der Ausnahmezustand zur Eindämmung der Pandemie war deshalb am 1. Mai nach fünfeinhalb Monaten zu Ende gegangen. Die landesweite 14-Tage-Inzidenz stieg jedoch nach Angaben der EU-Behörde ECDC innerhalb weniger Wochen von 55 auf 87.