Italien lockerte gestern die Corona-Restriktionen. So sind Restaurants wieder offen, allerdings dürfen sie lediglich im Außenbereich Kunden bewirten. Cappuccino und Espresso dürfen nur außerhalb des Lokals getrunken werden. Einige Bars servieren Kaffee von einem Fenster aus. So müssen die Leute gar nicht erst in das Lokal.

Nach Angaben des Gastronomenverbands FIPE haben nur 54 Prozent der Lokale Außenbereiche. Dies bedeutet, dass 116.000 der 360.000 Lokale in Italien weiterhin auf Take-away setzen müssen. Für viele Betreiber ist das eine Katastrophe.

Reisen im Land sind wieder erlaubt

Schaufenster mit Kleidung sind in den italienischen Städten wieder zu sehen. Nur fünf Regionen mit höherem Coronarisiko machen vorerst nicht ganz mit. Auch mehr Bewegungsfreiheit ist erlaubt. Die Italiener dürfen sich nunmehr innerhalb ihrer Heimatregion ohne Beschränkungen bewegen. Sie können auch Regionen mit niedriger Corona-Infektionsgefahr besuchen. Das gilt auch für die Lombardei, die von der Epidemie am stärksten betroffene Region.

Ausgangssperre bleibt jedoch

Die Regierung hält aber weiterhin an der Ausgangssperre im Land fest. So müssen Italiener weiterhin von 22 Uhr bis 5 Uhr zu Hause bleiben. Die Ausgangsbeschränkung gilt schon seit über vier Monaten.

Kinos, Opernhäuser, Konzertsäle und Theater öffnen wieder mit einer Besetzung von maximal 50 Prozent der Sitzplätze und in jedem Fall mit nicht mehr als 500 Zuschauern im Innen- und 1000 im Außenbereich. Die Masken- und Distanzierungspflicht muss eingehalten werden. Kulturminister Dario Franceschini arbeitet außerdem an einem Gesetzesentwurf zur Ausdehnung der Unterstützung für Mitarbeiter im Kulturbereich.

Am Wochenende werden die Italiener in Regionen mit niedrigem Corona-Risiko wieder Museen besuchen können. Die Karten müssen online reserviert werden.

Wiederaufbauplan

Die italienische Regierung hat am Dienstag in der Abgeordnetenkammer in Rom ihren Plan zur Verwendung der rund 200 Milliarden Euro aus dem EU-Wiederaufbauplan durchgebracht. Die Abgeordnetenkammer verabschiedete den Plan mit großer Mehrheit von 442 Ja-Stimmen. Es gab 19 Gegenstimmen und 51 Enthaltungen. Regierungschef Mario Draghi hatte den Plan am Montag vorgestellt.

Der Wiederaufbauplan muss noch vom italienischen Senat abgesegnet werden, die Abstimmung ist am Dienstagabend geplant. Bis Freitag muss der Wiederaufbauplan im Wert von 200 Mrd. Euro der EU-Kommission vorgelegt werden.

Welche Maßnahmen?

Dank der im "Recovery Plan" enthaltenen Maßnahmen soll Italiens Bruttoinlandsprodukt 2026 um 3,6 Prozentpunkte höher ausfallen als ohne die Ressourcen des Wiederaufbauprogramms. Die Beschäftigung soll im Zeitraum 2024 bis 2026 um 3,2 Prozentpunkte höher sein.

Das Dokument der italienischen Regierung zum Einsatz der EU-Hilfsgelder ist 334 Seiten lang geworden. 40 davon handeln von längst fälligen Reformen, der Rest von den geplanten Investitionen. Von den 221,5 Milliarden Euro kommen 191,5 von der EU in Form von Zuschüssen und Darlehen. Kein Land erhält mehr Ressourcen aus dem Wiederaufbaufonds. 30 Mrd. Euro nimmt Italien zusätzlich auf. Das Programm, das auf fünf Jahre angelegt ist, sieht Investitionen auf sechs Makrogebieten mit mehreren Unterkategorien vor.

Digitalisierung, Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Kultur sollen mit 42,5 Mrd. Euro ausgestattet werden. Der sogenannten "Grünen Revolution" und dem ökologischen Wandel will die Regierung 57 Milliarden Euro zukommen lassen. Es gehe um das "Schicksal des Landes, seine Glaubwürdigkeit sowie um seinen Ruf als Mitgründer der EU und führender Akteur in der westlichen Welt", sagte Draghi am Montag vor den Abgeordneten in Rom.

San Marino schafft Ausgangssperre ab und will Discos öffnen

San Marino schreitet mit seiner Impfkampagne zügig voran und schafft die Ausgangssperre ab. Das nächtliche Ausgangsverbot, dessen Beginn seit dem 18. April von 22.00 auf 24.00 Uhr verlegt wurde, ist seit Anfang dieser Woche nicht mehr in Kraft. Restaurants und Bars dürfen wieder bis 21.30 offen halten. San Marino denkt jetzt an Pläne zur sicheren Wiedereröffnung der Diskotheken, berichteten italienische Medien.

Der Kleinstaat unweit von Rimini hat seine Einwohner mit Sputnik und mit Dosen von Biontec/Pfizer immunisiert. Diese Woche hat San Marino begonnen, auch Menschen unter 40 Jahren und Studenten zu impfen. Lediglich 40 Prozent der Einwohner unter 40 Jahren haben sich jedoch zur Impfung gemeldet.

Die Telefonzentralen der Fürsorgeanstalt von San Marino sind von Anrufen von Italienern überschwemmt, die mit dem russischen Impfstoff Sputnik V geimpft werden wollen. San Marino lehnt jedoch vorerst die Impfung von Italienern ab. Die Restaurantinhaber in Rimini und Umgebung befürchten Konkurrenz aus San Marino.