Äußerungen eines hohen Gesundheitsbeamten Chinas haben Wirbel um die Wirksamkeit chinesischer Impfstoffe ausgelöst. Der Direktor des chinesischen Zentrums zur Prävention und Kontrolle von Krankheiten (CDC), Gao Fu, trat umgehend dem Eindruck entgegen, er habe erstmals eingestanden, dass chinesische Vakzine einen niedrigen Schutz böten. "Es war ein komplettes Missverständnis", sagte Gao der Zeitung "Global Times" (Montag).
Optionen vorgestellt
Er habe vielmehr eine "wissenschaftliche Vision" vorgelegt, dass eine Anpassung der Impfabfolge oder die Vergabe verschiedener Vakzine nacheinander auch Optionen sein könnten, den Schutz zu verstärken. "Wie ihre Wirksamkeit verbessert werden kann, muss von allen Wissenschaftern in der Welt in Erwägung gezogen werden", betonte Gao in dem Blatt, das vom kommunistischen Parteiorgan "Volkszeitung" herausgegeben wird und als englischsprachiges Sprachrohr dient.
Seine Äußerungen auf einer Konferenz am Samstag in Chengdu hatten viele Reaktionen ausgelöst, weil über chinesische Impfstoffe weniger Daten vorliegen als über westliche Vakzine. Unter dem Punkt "Wege zur Lösung des nicht hohen Schutzes vorliegender Impfstoffe" hatte Gao Fu nach Angaben der Zeitung "The Paper" (Pengpai Xinwen) gesagt: "Es ist auch notwendig, Wege zu prüfen, wie der niedrige Schutz bestehender Vakzine angegangen werden kann."
Mangelnde Transparenz
Kritiker beklagen mangelnde Transparenz bei chinesischen Impfstoffen, die in vielen europäischen Staaten auch noch nicht zugelassen sind. Vor allem werden mehr Daten aus der dritten Phase klinischer Versuche gesucht. Da China das Coronavirus weitgehend im Griff hat und selbst kaum lokale Infektionen verzeichnet, sind bisher meist nur unterschiedliche Studien aus anderen Ländern veröffentlicht worden, wo die Impfstoffe zum Einsatz kommen.
Chinesische Impfstoffe werden auf herkömmlichem Wege hergestellt, während beispielsweise die Vakzine von BioNTech/Pfizer oder Moderna auf Grundlage der modernen mRNA-Methode produziert werden.
Unsicherheit über Schutzrate
Chile hält den Einsatz des chinesischen Sinovac-Impfstoffs trotz des Wirbels weiterhin für sinnvoll. Nachdem Gao am Samstag den Eindruck erweckt hatte, dass das Vakzin keine sehr hohen Schutzraten habe, verteidigt der chilenische Wissenschaftsminister Andres Couve den Impfstoff. Laut Couve sei es wichtig, sich auf die verfügbaren Daten und die Effektivität von Sinovac zu konzentrieren. Eine Studie der Universität von Chile habe vergangene Woche ergeben, dass das Vakzin zu 54 Prozent wirksam sei. Andere weltweit eingesetzte Impfstoffe gelten freilich als weitaus effektiver. Chile hat 60 Millionen Sinovac-Dosen bestellt, die über einen Zeitraum von drei Jahren an die 18 Millionen Einwohner des Landes verabreicht werden sollen.