Auf die Frage, kann der Lockdown im Osten auslaufen oder muss er ausgeweitet werden, sagt der Simulationsforscher Niki Popper von der TU Wien im Ö1-Morgenjournal am Dienstag: "Man kann den Besprechungen heute nicht vorgreifen." Man könne aber zwei Aspekte heraus greifen. Derzeit ginge es um die zentrale Frage: Wie sieht es auf den Intensivstationen aus. "Die Zahlen sind hoch wie nie. Wir lagen mit unserer Prognose zum Glück zu hoch, aber es ist dennoch der bisherige Höchstwert. Der zweite Punkt: Wir bleiben bisher konstant, aber das riecht nicht. Die Frage müsse lauten: Wie schnell können wir die Maßnahmen endlich aufheben."
„Wir haben jetzt genau diese problematische Situation: Dass die Zahlen hoch sind, die Intensivbetten ausgelastet und überlastet, und dass wir noch nicht so weit sind. Das heißt, es geht jetzt wirklich darum, ein Ziel zu haben, wie wir in den nächsten Wochen vorgehen können, und darauf muss man sich politisch einigen.“
Rein vom Modell her sei es natürlich erstrebenswert, dass die Zahlen nicht nur auf einem niedrigen Wert sind, sondern auch stark nach unten gehen, das würde dann natürlich auch für die Politik eine Planung erleichtern.“ Aber das werde heute im Detail besprochen werden. Die Kapazität der Intensivbetten würde im Zentrum der Diskussion stehen.
Zu den Stimmen von Landeshauptleuten im Westen, man solle „durchwurschteln“, bis mehr Leute geimpft sind und der Frage, ob diese Strategie aufgehen könne, sagt Popper: „Mit relativ hohen Werte ist natürlich die Gefahr sehr groß, dass man relativ wenig aufsperrt, aber relativ viele schwer kranke Menschen hat.
Einheitliche Ziele
Wichtig werde jetzt sein, dass man zwei Dinge klärt: Was sind die Ziele, wo man hin möchte, und zum anderen: Es ist wichtig und realistisch, dass man regional agiert und regionale Maßnahmen setzt, aber die Ziele sollten schon die gleichen sein. Wir sehen: Je klarer die sind, umso besser können Menschen mitmachen. Die Maßnahmen können ja regional unterschiedlich sein, aber die Grundlage sollte verständlich und die gleichen sein.
Zum Osterversprechen des Kanzlers, dass im Mai einiges wieder Lokale, Hotels und anderes aufsperren könnte, sagt er, dass es natürlich um Inzidenzen und die Intensivbettenbelegungen gehe, aber dass Politiker natürlich berechtigterweise sagen würden, es sei schwierig, das auch nachvollziehbar für die Menschen zu machen: "Weil es wärmer wird und weil das Impfen vorangeht, glaube ich aber, dass sich die Situation sehr bald entspannen wird, aber wir müssen zumindest noch diese Woche abwarten."
Auf die Frage, ob wir mit dem Impfen so schlecht dastünden, wie es ständig wiederholt wird, oder ob wir im Mai wieder aufsperren könne, meint Popper: „Das sind zwei unterschiedliche Aspekte. Zum einen ist es eine politische Debatte, ob das jetzt effizient gemacht wird und um die Beschaffungsdebatte“, das sei aber nicht das Thema, dass die Experten beschäftige. Hier ginge es um die Frage, wie es vorangehe. In den Bundesländern haben zwischen elf und 15 Prozent eine erste Impfung bekommen. Die über-80-Jährigen seien zu über 85 Prozent geimpft. Er verstünde jeden, der meine, es gehe zu langsam voran. Aber es werde im April einiges weitergehen. Die Ausbreitungsreduktion der Pandemie sei nach der Entlastung der Intensivbetten das zweitrangige Ziel.