Die Regierung berät sich heute mit den Intensivkoordinatoren der Länder, um sich einen Überblick über die aktuelle Lage zu verschaffen. Unmittelbare Maßnahmen aus dem Treffen dürfte es nicht geben. Die Bundesländer außerhalb der Ost-Region werden über die Oster-Feiertage die bei ihnen geltenden Regelungen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht verschärfen. Der Bundesrettungskommandant des Roten Kreuz Gerry Foitik fordert dagegen einen längeren Lockdown.
Auch wenn das Gesundheitsministerium zuletzt ebenfalls für härtere Maßnahmen eintrat und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) eine weitere Verlängerung der Maßnahmen in der Bundeshauptstadt sichtlich nicht für unwahrscheinlich hält, scheint das aktuell nicht die Mehrheitsmeinung zu sein. Auf ÖVP-Seite wird mit Prognosen argumentiert, wonach die Intensivstationen bis Mitte des Monats in den Ländern außerhalb der Ost-Region nicht an ihre Grenzen kommen würden.
Wesentliche Anstiege würden nur in Tirol und Oberösterreich prognostiziert, doch auch dort bliebe man deutlich unter den Belagszahlen vom vergangenen Herbst. Für die Steiermark, Salzburg, Vorarlberg und Kärnten rechneten die Experten mit einem sehr geringfügigen Anstieg. Heute wird Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ebenso wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) persönlich beim Online-Gespräch mit den Intensivkoordinatoren teilnehmen.
Foitik plädierte indes im Ö3-"Wecker" dafür, mit einem harten Lockdown für kurze Zeit die Zahlen deutlich zu senken und dafür dann das Wirtschaften wieder zu ermöglichen: "Derzeit ist diese kurze Zeit wahrscheinlich vier bis sechs Wochen lang." Einen wochenlangen Lockdown light wolle niemand, der helfe gesundheitlich wenig und schade der Wirtschaft sehr.
Die Bevölkerung hat unterdessen offenbar mehr Zweifel daran, dass sie selbst Mitschuld am Andauern der Krise hat. 49 Prozent sind laut einer Unique research-Umfrage für das "profil" der Ansicht, dass die Österreicher im Alltag "zu sorglos" seien. Im September und damit noch vor der zweiten Welle hatten noch 61 Prozent die Meinung vertreten. Allerdings finden nur neun Prozent, die Bevölkerung sei "zu vorsichtig". Nach Parteipräferenzen ergeben sich dabei große Unterschiede: Im ÖVP-Lager ist die Zahl jener, die eine übergroße Vorsicht bemerken, verschwindend gering (ein Prozent), unter FPÖ-Wählern beträgt der Anteil hingegen 31 Prozent.