"Nichts als Ärger - nichts wie weg": So lautete das Motto der deutschen Urlauber, die es zuletzt auf ihr geliebtes Mallorca zog. Die deutsche Bundesregierung hatte die Touristen-Hochburg und die anderen Balearen-Inseln am 14. März von der Liste der Corona-Risikogebiete gestrichen. Dann herrschte - hüben wie drüben - Hochbetrieb auf den Flughäfen: Am vergangenen Samstag kamen 60 Flugzeuge aus Deutschland in der Inselhauptstadt Palma an, 70 waren es am Sonntag. Eurowings etwa flog die Insel am Wochenende 44 Mal von neun deutschen Flughäfen an.
Die deutschen Urlauber haben die Insel - abgesehen von den Einheimischen - derzeit zu einem guten Teil für sich selbst: Nicht zuletzt die britischen Touristen, die ansonsten in Massen auf die Balearen kommen, bleiben ja nach wie vor aus. Mittlerweile ist aber klar: Der Virus macht keinen Urlaub - und damit steigt auch auf Mallorca der Corona-Inzidenzwert. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen war vor Eintreffen der Urlauber unter den Grenzwert 30 gesunken - zuletzt stieg sie wieder auf 35. Derzeit wird das Risiko, sich auf Mallorca mit Corona anzustecken, offiziell als "moderat bis mittel" eingestuft.
Wie die spanische Tageszeitung "Diario de Mallorca" berichtete und die Behörden auf Mallorca bestätigten, befinden sich derzeit mehrere Feriengäste in Quarantäne. Die "Quarantänehotels" sind für international Reisende, die sich auf der Insel infizieren, eingerichtet worden. Elf Zimmer im Kongresshotel "Meliá Palma Bay" sind, laut Medienberichten mit ausländischen Touristen belegt - unter den Betroffenen sind mindestens zwei deutsche Urlauber. Für sie bedeutet das, den restlichen Urlaub in einem Hotelzimmer zu verbringen, ohne Möglichkeit zum Strand zu gehen oder sich am Swimming Pool aufzuhalten. Sorgen bereiten den Zuständigen vor allem die Mutationen: So werden 85 Prozent aller Ansteckungen mittlerweile auf die britische Variante zurückgeführt.
Abseits von frustrierenden Aufenthalten in Hotelzimmern stellt sich die Frage, wer die Quarantäne auf Mallorca bezahlt: Der Münchner Merkur zitiert dazu Florian Lanz, Sprecher des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen: "Urlauber im EU-Ausland können nicht darauf setzen, dass ihre gesetzliche Krankenversicherung bei einem positiven Corona-Test die unplanmäßige Hotel-Quarantäne bezahlt. Unterbringungskosten können nicht auf Basis der Europäischen Krankenversicherungskarte (EHIC) abrechnet werden."
Zuvor hatte bereits die neue Testpflicht für deutsche Inselrückkehrer für Aufregung gesorgt: Alle Flugpassagiere, die seit Dienstag von Mallorca wieder nach Deutschland einreisen wollen, müssen vor der Abreise einen negativen Corona-Test vorlegen, so Deutschlands Gesundheitsminister Jens Spahn. "Wer keinen negativen Test hat, wird nicht mitgenommen", sagte der CDU-Politiker. Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme, um eine Virus-Ausbreitung durch Urlaubsreisen zu vermeiden, und schütze auch die Passagiere in den Flugzeugen. Vonnöten sind PCR-Labortests oder Schnelltests mit einer Bescheinigung über das Ergebnis - bezahlen muss der Urlauber auch dies aus eigener Tasche.
Zum Unmut darüber mischt sich auch noch anderer Ärger der Mallorca-Urlauber: Sie verweisen in sozialen Medien darauf, dass die Zahl der infizierten Touristen verschwindend gering und die 912.000-Einwohner-Insel nach wie vor kein Risikogebiet sei.