Astrazeneca hat eine weitere drastische Kürzung seiner Impfstoff-Lieferungen in die Europäische Union angekündigt. Man beabsichtige, im ersten Halbjahr dieses Jahres 100 Millionen Dosen in die EU-Staaten liefern, 30 Millionen davon im ersten Quartal, teilte der britisch-schwedische Pharmakonzern am Freitagabend mit. Zuletzt war der Konzern noch von 220 Millionen Dosen bis zur Jahresmitte ausgegangen.

"Obwohl unermüdlich daran gearbeitet wurde, die Lieferungen zu beschleunigen, muss Astrazeneca enttäuschenderweise eine Kürzung der geplanten Corona-Impfstoff-Lieferungen in die EU ankündigen", hieß es in einer Mitteilung.

Schon vor Wochen hatte Astrazeneca Lieferkürzungen bekanntgegeben: Damals hatte der Konzern angekündigt, im ersten Quartal statt mindestens 80 Millionen Impfdosen nur 40 Millionen in die EU liefern zu können. Allerdings versprach der Hersteller, die Produktion schnellstmöglich hochzufahren und die EU auch aus anderen Teilen der "globalen Lieferkette" zu versorgen.

Streit mit britischer Regierung

"Leider werden Exportbeschränkungen die Lieferungen im ersten Quartal nun reduzieren, und werden dies wahrscheinlich auch im zweiten Quartal", hieß es nun von Astrazeneca. Die EU hatte sowohl den USA als auch Großbritannien vorgeworfen, anders als sie selbst, keinen in den Ländern produzierten Impfstoff zu exportieren. Mit der britischen Regierung war darüber in den vergangenen Tagen sogar erneut Streit entbrannt, da London dies zurückgewiesen hatte.

Die Lieferkürzung bei Astrazeneca stieß in Brüssel auf scharfe Kritik: "Es ist an der Zeit, dass der Vorstand von Astrazeneca seine treuhänderische Verantwortung wahrnimmt und jetzt alles Notwendige tut, um die Verpflichtungen von AZ zu erfüllen", schrieb Thierry Breton, EU-Kommissar für Binnenmarkt und Industrie, in der Nacht zum Freitag auf Twitter.

Ausfuhrverbot in den USA

Hintergrund der gekürzten Pläne ist ein Ausfuhrverbot in den USA: Die US-Regierung habe erklärt, die EU solle zunächst nicht damit rechnen, in den USA hergestellte Impfdosen zu erhalten, sagten zwei hochrangige EU-Mitarbeiter Reuters. Astrazeneca hatte vergangenen Monat angekündigt, nur rund die Hälfte der 180 Millionen Impfeinheiten im zweiten Jahresquartal in die EU liefern zu können. Später hatte der Konzern erklärt, die Lücke mit Lieferungen des Impfstoff aus außereuropäischen Standorten - darunter die USA - zu verkleinern.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, trat jedoch am Freitag Berichten entgegen, dass es ein Exportverbot für Impfstoffe aus den USA gibt. Sie räumte aber ein, dass die Hersteller zunächst ihre Zusagen gegenüber der US-Regierung erfüllen müssten, ehe sie ausführen dürfen. Für Aufsehen sorgte auch ein Bericht der "New York Times", wonach sich in den USA Millionen ungenutzte Dosen des Astrazeneca-Impfstoffs angesammelt hätten.

Allein 30 Millionen Impfdosen seien bereits in einer Anlage im Bundesstaat Ohio abgefüllt, weitere Dutzende Millionen Dosen in einem Labor in Maryland produziert worden, schrieb die Zeitung. Anders als in der EU ist der britisch-schwedische Impfstoff in den USA noch nicht zugelassen.

Kickl fordert sofortigen Stopp

Der Klubobmann der FPÖ, Herbert Kickl, forderte indes den sofortigen Stopp für AsraZemeca-Impfungen in Österreich. "Es war Bundeskanzler Sebastian Kurz persönlich, der sich laut der über sein Twitter-Profil am 21. Jänner verbreiteten Propaganda aus dem Kanzleramt für eine 'möglichst rasche und unbürokratische Zulassung' des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca ausgesprochen hat. Seither reißen die Hiobsbotschaften über schwere Nebenwirkungen nicht ab", erklärte Kickl. Der Kanzler müsse "jetzt auf die Stopptaste drücken, anstatt den Menschen durch die Ankündigung, sich selbst mit Astrazeneca impfen lassen zu wollen, auch noch eine falsche Sicherheit vorzugaukeln".